Drohnenprojekt gewinnt Healthcare Hackathon in Kiel

(Oktober 2017) Was genau ist ein Health-Hackathon? Diese Frage stellten sich fast 2000 an Entwicklungen im Gesundheitswesen interessierte Bürger in Kiel. In der nordischen Sparkassenarena konnten sie sich im September persönlich überzeugen, wie eine solche Veranstaltung künftige Gesundheitsprodukte ermöglichen soll.

Rund 120 Hacker in 18 Teams zeigten, was sie in 30 Stunden entwickelten. Sie entwickelten innerhalb der vorgegebenen Zeit aus einer Idee ein Minimum Viable Product (MVP) – das kleinstmögliche durchführbare bzw. realisierbare Produkt.

Der „Healthcare Hackathon“, laut den Organisatoren Deutschlands größter, im universitären Bereich war eine innovative Idee von Dr. Christian Elsner, dem kaufmännischen Direktor des UKSH, Campus Lübeck. In den Rahmen einer Bürgermesse gebettet, gab es neben den Hackteams Vorträge und eine Ausstellung mit Neuigkeiten aus der Medizin. Es beteiligten sich neben den Kieler Nachrichten zahlreiche Sponsoren der Industrie, ferner Krankenkassen, Verbünde und Hochschulen.

Dr. Heiner Garg, Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie in Schleswig Holstein, war als Schirmherr an beiden Tagen vor Ort, um einerseits die Ideen der hackenden Teams persönlich zu begutachten – aber auch, um den Bürgern die Bedeutung der digitalen Medizin zu verdeutlichen, denn die Digitalisierung sei eine dringend benötigte Brücke zwischen ambulantem und stationärem Sektor. Als weiteres Symbol für die Patientenzentrierung der Veranstaltung gab der Minister den Startschuss für die App „Meine Stadt rettet“. Darüber registrieren sich Ersthelfer in Schleswig-Holstein unter www.meine-stadt-rettet.de, um im Notfall vor Eintreffen des Rettungsdienstes Erste Hilfe zu leisten.

Dr. Elsner betonte die Patientenzentrierung der Veranstaltung mit zwei weiteren Gründungen. Zum einen soll „Caregenius“ die Pflege revolutionieren: Nicht nur papierlos, sondern tastaturlos soll das Krankenhaus der Zukunft werden, weg von der Administration hin zum Patienten. Der „Innovation Hub“ mit Büros in Kiel, Lübeck und Hamburg bietet als dauerhafter Ideen- und Lösungsgeber Antworten auf die Herausforderungen des Gesundheitssystems und dient dabei als Marktplatz für digitale Innovationen. Mit eigenen Entwicklern hat der Hub auch das Potenzial, um gezielt Projekte zu realisieren. Er startete am 1. Oktober 2017 mit Unterstützung auch von „Fleet7“, dem Coworking-Space der Kieler Nachrichten.

Eine hochkarätige Jury entschied über die Preisträger. Am Ende überzeugten die jüngsten Teilnehmer mit „Drotain“ – einer Notfalldrohne. Sie wirft im Notfall gezielt ein „Erste-Hilfe-Paket“ an verunglückte Personen ab und übermittelt den Rettern die genauen GPS-Daten. Den Gewinn, 15 000 Euro, nutzt das Team aus drei sechzehnjährigen Österreichern, um eine noch leistungsfähigere Drohne zum Ausbau des Projektes anzuschaffen.

Der mit 5000 Euro dotierte Platz zwei ging an das Team „Patientennotiz“: Über sprachgesteuerte Assistenzsysteme werden die Dokumentationsabläufe im Krankenhaus oder in der Pflege effizienter organisiert, damit mehr Zeit für die Patienten bleibt. – Dritter Gewinner wurde das Team mit der „Avatar-Challenge“: Ein Avatar hilft Patienten bei der Anmeldung im Krankenhaus und führt den administrativen Aufnahmeprozess in verschiedenen Szenarien durch.

Den vierten Platz belegte das Team „EmergAssist – Ihr Notruf Assistent“: Hier unterstützt eine App die Opfer, die Ersthelfer, die Notrufzentrale und die Einsatzkräfte. Die Klassifizierung der Verletzung erfolgt mit Bilderkennung, das Absenden des Notrufs mit automatisch übermittelter Standortinformation, zudem gibt es einen Livestream zwischen dem Einsatzort und der Leitstelle zum verbesserten Informationsaustausch.

Der Publikumspreis ging an das Team „Intelligent Health Box“: Eine häusliche Gesundheitsbox verfolgt, welche Medikamente der Benutzer zu sich nimmt, gibt Hinweise zur Einnahme und kann Medikamente automatisch nachbestellen. Auch Daten aus anderen Geräten, beispielsweise zu Blutdruck und Herzfrequenz, können erfasst werden.

So waren auf der „Gesundheit Morgen“ vom Pflegeroboter „Zora“ über den digitalen Seziertisch, den Spezialdrohnen des ASB – die mit Wärmekameras arbeiten, um Vermisste zu finden –, das hochmoderne robotergestützte Chirurgie-System „da Vinci“ bis hin zum mit Hightech ausgestatteten Medi-Bus zahlreiche Projekte der Gesundheitsversorgung von morgen zu sehen. Die Besucher, darunter auch viele Kinder, erlebten die Roboter hautnah, und konnten sicher vergewissern, dass sie in Zukunft nicht die persönliche Zuwendung ersetzen, sondern nur ergänzen wollen.

Quelle Text und Bild: Mirjam Bauer