eHealth.NRW – Neue Informationen rund um die Telematikinfrastruktur

(Oktober 2017) Zum Fachkongress „eHealth.NRW – Das digitale Gesundheitswesen“ trafen einander rund 250 Experten im Haus der Technik in Essen. Die vom Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) organisierte Veranstaltung bot einen Überblick über den aktuellen Stand des Aufbaus der Telematikinfrastruktur (TI) in Deutschland und setzte Impulse für relevante Handlungsfelder.

Sie beleuchtete die vielfältigen Möglichkeiten aus Sicht verschiedener Akteure des Gesundheitswesens und aus der Perspektive der Patienten. In moderierten Diskussionsrunden diskutierten Gäste aus Politik, Forschung, Verbänden und Industrie, aber auch Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft über die aktuelle Situation und weitere Entwicklungen sowie Lösungswege.

Der erste Bürgermeister der Stadt Essen, Rudolf Jelinek, erklärte in seiner Begrüßung, Essen sei ein gutes Vorbild mit vielen sektorenübergreifenden Gesundheitsprojekten wie beispielsweise dem Netzwerk „Essen.Gesund.Vernetzt“. Dr. Michael Schwarzenau, Hauptgeschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-Lippe und ZTG-Aufsichtsratsvorsitzender, ergänzte, das Bundesland NRW zeige vorbildliche E-Health-Lösungen trotz „kontinuierlicher Parallelogramme der Verschiebung der TI“. Zur elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gebe es vielleicht Alternativen, aber nichts Besseres.

„Die elektronische Patientenakte muss in die TI integriert werden“, forderte Dr. Dr. Hans-Jürgen Bickmann, Mitglied im Ausschuss Telematik der Bundesärztekammer. Er betonte dabei insbesondere die zwingend erforderliche Interoperabilität der medizinischen Anwendungen untereinander. Dr. Thomas Kriedel, Vorsitzender der gematik-Gesellschafterversammlung, ergänzte: „Über die eGK werden künftig auch die Behandlungsdaten der Patienten in der elektronischen Patientenakte abrufbar sein – so jedenfalls der Plan. Vor allem die Politik drängt, dass der Patient die Daten auch alleine einsehen können muss. Das wiederum könnte über das elektronische Patientenfach organisiert werden“. Er stellte den Stufenplan vor, dessen Punkt eins endlich erledigt sei – Punkt vier zeigt den Gesellschafterbeschluss der gematik vom 1. September auf: die Beschleunigung der Entwicklung und Erprobung der TI …

Der Referatsleiter Gesundheitswirtschaft und Telematik im NRW-Gesundheitsministerium, Mathias Redders, unterstrich, dass NRW die Weiterentwicklung der elektronischen Patientenakte unterstütze, indem konsequent der Beschluss der letzten Gesundheitsministerkonferenz umgesetzt werde. Der Beschluss fordert die Einrichtung eines Forums für elektronische Patientenakten, das die verschiedenen Aktensysteme bundesweit koordiniert. Anfang Oktober tritt das Forum erstmals in Bochum zusammen.

Heike Nowotnik, Geschäftsführerin der Geschäftsführungseinheit „IT-Steuerung“ des AOK-Bundesverbandes, verdeutlichte den Nutzen für die Patienten: „Die medizinische Versorgung kann auf Basis besserer Informationen deutlich zielgerichteter und besser abgestimmt erfolgen. Der Patient kann mehr Eigenverantwortung übernehmen.“ Sie sieht in den Patientenakten der Krankenkassen eine Plattform für Vernetzung und keinen weiteren Datentopf. Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe Ärztekammer, unterstrich, dass alle die Digitalisierung voranbringen müssen. Er plädierte dafür, weitere Lehrstühle zur Digitalisierung des Gesundheitswesens einzurichten, die Universitätskliniken Mainz und Aachen seien bereits Vorreiter. Diese These bestätigte Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW: Eine Umorientierung und ein Denkwandel seien wichtiger als immer nur das Schlagwort „Digitalisierung“.

Die Referentin für Gesundheitspolitik bei der Verbraucherzentrale in Berlin, Sabine Mauersberg, vermittelte, an Smartphones habe wohl niemand gedacht, als die TI geplant wurde. Trotzdem solle diese Chance nun genutzt werden, denn die Patienten werden ihre digitale Beteiligung verstärkt einfordern. Sie plädierte für mehr Mut zur Kooperation, denn „Datenaustausch und TI brauchen Vertrauen“. Laut Thomas Müller, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe, können Apps helfen, strukturierte Daten zu erhalten; sie ergänzen ferner die Frage-Antwort-Zeit zwischen Arzt und Patient sinnvoll – der Arzt könne mehr untersuchen und weniger dokumentieren.

Wünschen wir uns das nicht alle? So hoffen wir, ebenso wie die gematik, auf eine Beschleunigung der digitalen Transformation und der TI…

Quelle Text und Bild: Mirjam Bauer