20 Jahre bvitg: Entwicklung der Healthcare-IT

Health IT Entwicklung(fb-März 2015) Am 2. März 2015 feierte der Bundesverband Gesundheits-IT e.V. (bvitg) sein 20-jähriges Bestehen in Berlin. Grund genug, um die vergangenen zwei Dekaden aus Sicht der Gesundheits-IT-Branche und des Verbands Revue passieren zu lassen. Prof. Peter Haas, Lehrgebiet Medizinische Informatik an der Fachhochschule Dortmund, fasste bei der Jubiläumsfeier die wichtigsten Entwicklungen für die Gesundheitswirtschaft aus den vergangenen zwei Dekaden zusammen.

 

„Vor 20 Jahren bestand die Health-IT weitgehend aus verwaltungsorientierter Software für Krankenhäuser und Arztpraxen in Form von Patientenverwaltungs- und Abrechnungslösungen“, so fasste Prof. Peter Haas die Rolle der IT zur Gründungszeit des bvitg zusammen. Die folgenden Jahre waren geprägt von einschneidenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen – etwa dem beginnenden demographischen Wandel oder einer Reihe von Gesetzesänderungen mit nachhaltigen Auswirkungen auf das Gesundheitssystem (z. B. das Gesetz zur Integrierten Versorgung, das Versorgungsstärkungsgesetz oder das Pflegestärkungsgesetz). In der Summe führten diese Faktoren zu kontinuierlich steigenden Anforderungen an eine sektorenübergreifende Kommunikation und damit an die Vernetzung der IT-Systeme.

Gleichzeitig verzeichnete die Gesundheits-IT aufgrund der allgemeinen Entwicklungen in der Informationstechnologie – zum Beispiel Verbreitung des Internets, Miniaturisierung, Kostenverfall für Rechenleistungen usw. – wahre Innovationssprünge, die zu einer veränderten Rolle der IT in Gesundheitseinrichtungen führten.

 

Ein Markt im Wandel

„Alle Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre müssen vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass die Gesundheits-IT nicht den normalen Marktgesetzen unterliegt. Dementsprechend liegt das Erlösniveau der Gesundheits-IT-Branche bei höchster Komplexität der Softwarelösungen zum Teil deutlich unter dem anderer Branchen. Die Unternehmen stellt dies vor besondere Herausforderungen“, betonte Peter Haas.

Und so war die Zeitspanne von 1995 bis heute auch geprägt von massiven Marktveränderungen – größtenteils verursacht von Zusammenschlüssen und Aufkäufen etablierter Firmen. Dem Innovationspotenzial der Branche hat dies nicht geschadet: Die Entwicklungen, beispielsweise im Bereich der Speziallösungen haben dazu geführt, dass Gesundheits-IT heute viel medizinischer, vielfältiger und prozessorientierter ist. So sorgte die Gesundheits-IT in den vergangenen Jahren für eine Optimierung der Patientenversorgung, beispielsweise durch besser Dokumentationsmöglichkeiten, IT-basierte Entscheidungsunterstützung oder die höhere Verfügbarkeit von medizinischen Informationen in den Gesundheitseinrichtungen und über diese hinaus.

 

Viel erreicht – viele Herausforderungen

„Ohne IT ist ein wirtschaftlicher und die Behandlungsqualität sichernder Betrieb von Gesundheitseinrichtungen heute nicht mehr denkbar. Um jedoch auch in Zukunft das heutige, hohe Versorgungsniveau halten zu können, müssen noch etliche Hürden genommen werden“, so Peter Haas. Zu diesen zählt er vor allem die nach wie vor mangelnde Interoperabilität vieler IT-Systeme, die zu Anbieterabhängigkeiten und dadurch resultierende hohe Kosten führt.

Darüber hinaus bemängelte er die fehlende Investitionsbereitschaft der Gesundheitseinrichtungen: „Auch wenn Healthcare-IT heute als strategisches Thema in den Chefetagen angekommen ist, sind die IT-Budgets in den Einrichtungen nach wie vor zu gering.“

Und schließlich hinkt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern deutlich hinter den notwendigen Schritten für eine Verzahnung des Gesundheitssystems und dem dringend erforderlichen intersektoralen Austausch medizinischer Daten hinterher. „Aufgrund der Verzögerungen bei der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte und der Telematikinfrastruktur, sehen wir uns heute mit der Tatsache konfrontiert, dass die technologische Weiterentwicklung die ursprünglichen Ziele bereits überholt hat“, so der Informatiker, der damit auf die zwischenzeitlich in den Fokus gerückten Themen Mobilität und Patient-Empowerment anspielt.

Denn während die Gesundheitskarte nach wie vor nicht im vollen Funktionsumfang im Einsatz ist, haben Patienten längst begonnen, ihre Gesundheitsdaten selbst zu verwalten – sei es auf eigenen lokalen Speichermedien, dem Smartphone oder in der persönlichen Cloud.

 

Neugierige Industrie – starker Verband

Abschließend richtete Prof. Peter Haas den Blick auf die Industrie und forderte die Unternehmen auf, die Neugierde und Innovationsfreude nicht zu verlieren. Denn: „nur mittels nutzen- und nutzerorientierter, interoperabler und vernetzter Primärsysteme können die künftigen Hürden im Gesundheitswesen genommen werden. Und nur die Industrie ist in der Lage, diese als marktfähige Lösungen in den klinischen Alltag zu integrieren.“

Zur Erreichung dieses Ziels trug der bvitg in den vergangen 20 Jahren maßgeblich bei indem der Verband dafür sorgte, dass die Healthcare-IT ein Wettbewerbsmarkt blieb und nicht zu einem Softwaremarkt der Selbstverwaltung oder des Staates wurde. Und in dieser Rolle sieht der IT-Experte den Verband auch in den kommenden Jahren: Als Organisation, die der Healthcare-IT eine Stimme und ein Gesicht gibt.

 

Über den Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.

Der bvitg e. V. vertritt in Deutschland die führenden IT-Anbieter im Gesundheitswesen, deren Produkte je nach Segment in bis zu 90 Prozent des ambulanten und stationären Sektors inklusive Reha-, Pflege- und Sozialeinrichtungen eingesetzt werden. Über 70 Prozent der Unternehmen sind international tätig.

Die bvitg Service GmbH, die als hundertprozentige Tochtergesellschaft des bvitg e. V. auftritt, organisiert den verbandseigenen Branchentreff conhIT – Connecting Healthcare IT.

Quelle Text: Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.

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