Arzneimittelreport 2014

euro bank notes and tablets(fb-Juni 2014) Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Medikamente auf den Markt, und Patienten und Ärzte setzen viele Hoffnungen in diese Präparate. Doch nicht alle Arzneimittel, die neu sind, sind tatsächlich besser. Zu diesem Ergebnis kommt die Barmer GEK in ihrem Arzneimittelreport 2014. Hauptsächlich richtet sich die Kritik an die Hersteller von Nachahmerpräparaten, die zumeist teuer sind und wo die Nebenwirkungen nur wenig erforscht wurden.

 

Immer noch etwa 20 bis 30 Prozent der Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung Jahr für Jahr auf sogenannte Me-too-Präparate oder Scheininnovationen. „Diese Arzneimittel sind überflüssig und teuer, und für die Patienten, die auf eine bessere Behandlung hoffen, haben sie keinen erkennbaren Mehrwert“, kritisiert Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK. Zudem wäre ein Einsparpotential von drei bis vier Milliarden Euro zu erreichen, wenn gleichwertige preisgünstige Generika mit bewährten Wirkstoffen verordnet werden würden.

Gerd Glaeske vom Institut für Sozialpolitik der Universität Bremen kritisiert als Studien Autor die mangelnde Transparenz für Patienten bei der Medikamentenverschreibung. Nach Meinung von Glaeske würden die neuen Präparate oft weniger intensiv auf Nebenwirkungen getestet, da sie sich nur geringfügig von den bewährten Mitteln unterscheiden. Von manchen Me-Too-Präparaten, wie dem Blutgerinnungsmittel Xarelto gingen sogar lebensgefährliche Risiken aus: „Die Todesfälle nehmen zu“, warnt Glaeske.

Sinnvoll hingegen sehen die Autoren der Studie die Einführung des Arzneimittel-Neuordnungsgesetzes (AMNOG). Seit seinem Inkrafttreten vor drei Jahren gilt, dass für neue Arzneimittel mit nachweisbarem Zusatznutzen der Hersteller mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen einen Preis auszuhandeln hat. Hat es keinen Zusatznutzen, wird das Präparat automatisch einer Gruppe ähnlicher Medikamente zugeordnet, für die als Höchstpreis ein sogenannter Festbetrag festgelegt wird. „Das AMNOG ist allen Kritikern zum Trotz keine Innovationsbremse“, resümiert Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) kritisierte hingegen den Arzneimittelreport scharf. BPI-Hauptgeschäftsführer Henning Fahrenkamp verweist auf den Zwangsabschlag für Arzneimittel. Hierbei handelt es sich um einen Rabatt von 16 Prozent, den Hersteller den Krankenkassen seit 2010 auf Arzneimittel ohne Festbetrag gewähren müssen. „In dieser Situation, die einen Großteil der insbesondere standortgebundenen Industrie stark belastet, neue Zwangsmaßnahmen zu fordern, zeigt einfach, dass man keinerlei Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge hat“, sagt Fahrenkamp.

Quelle Text: Barmer GEK, Weser Kurier