DIVI 2014: Bessere Genesungschancen durch Einbindung von Angehörigen

DIVI 2014(fb-Dezember 2014) Mit dem 3. Dezember 2014 erfolgte der Startschuss zum diesjährigen 14. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Der dreitägige Kongress findet wie auch in den letzten Jahren im CCH Kongress Center Hamburg statt. Der 14. DIVI-Kongress steht unter dem Motto „Humanität und Technologie“. Zum Thema Humanität gehört für die Ausrichter auch die Fachdiskussion, wie sich durch eine gezielte Angehörigeneinbindung die Genesungschancen der Intensivpflegepatienten verbessern läßt.

 

Bessere Genesungschancen – DIVI möchte Angehörige mehr einbinden

Nur Angst und Sorge, Hoffen und Bangen. Tag und Nacht sieht sich das medizinische Personal auf Intensivstationen mit diesen Emotionen konfrontiert. Kein Wunder, schließlich geht es nicht selten um Leben und Tod. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist es aber nicht nur wichtig, sich um die Patienten selbst zu kümmern, nein, auch die konkrete und gezielte Einbindung der Angehörigen kann zum Gesundungsprozess beitragen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) unterstützt aktiv das Konzept der gezielten Angehörigeneinbindung.

„Wir wissen aus langjähriger persönlicher Erfahrung, dass die meisten Patienten auch auf der Intensivstation wünschen, von Ihrer Familie oder von engen Freunden unterstützt zu werden“, sagt Professor Gerhard Jorch, Vizepräsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). „Eine Voraussetzung dafür ist, dass Ärzte, Pflegepersonal, Patienten und Angehörige auf Augenhöhe und ohne Zeitdruck mit einander sprechen können.“ Das erfordert natürlich eine hinreichende Personalausstattung. Nur dann ist es in der oft von Hektik und Zeitdruck geprägten Atmosphäre einer Intensivstation überhaupt möglich, Angehörige soweit über den Krankheitsverlauf zu informieren, dass sie wirksam helfen können.

„Ideal ist ein ruhiger Raum, indem man sich mit den Angehörigen zurückziehen kann“, sagt Susanne Krotsetis, Fachkrankenschwester für Intensivpflege am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. „Dort geht es dann nicht nur darum, die Familienmitglieder in einer psychisch hochbelastenden Situation zu beruhigen, sondern auch um die Beantwortung medizinischer Fragen oder die mögliche Teilnahme bei Grundpflegetätigkeiten wie Nahrungsaufnahme oder Unterstützung bei der Mobilisation zu besprechen.“

Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Einbindung von Angehörigen sind hilfreiche Informationen. „Stationsflyer, die über die Station, deren speziellen Gegebenheiten, das Team, die möglichst offenen Besuchszeiten aufklären, sind eine gute Grundlage“, sagt die Pflegeexpertin. „Auch Telefonnummern vom Seelsorgedienst, vom Sozialdienst und vom eventuell vorhandenen Patienteninformationszentrum sollten dort zu finden sein.“

Sehr gut bewährt hat sich mittlerweile das Konzept der so genannten Familienkonferenzen. Bei dieser Maßnahme setzt sich das medizinische Personal mit den Angehörigen zusammen und beantwortet alle Fragen. Änderungen von Therapieentscheidungen können so gemeinsam getroffen werden. „Der entscheidende Vorteil dieser Familienkonferenzen ist, dass die Angehörigen spüren, dass sie wahr- und ernstgenommen werden“, sagt Susanne Krotsetis. „Hinzu kommen die Informationen über das Krankheitsbild. Denn nur so wird deutlich, was das jeweilige Leiden für den Patienten bedeutet und was Angehörige tun können, um wirkungsvoll zu helfen. Selbst, wenn es sich nur um Vorlesen oder leichte Ratespiele handelt, kann das für die erkrankte Person eine Große Hilfe sein.“

Möglich ist das nur, wenn Ärzte und Pflegepersonal entsprechend geschult werden. Sie müssen wissen, wie man in hoch emotionalen Krisensituationen richtig reagiert, um für beide Seiten eine gute Lösung zu finden. „Auch wir Ärzte lernen diesbezüglich gerne noch dazu“, sagt Professor Jorch, „und möchten jedenfalls als DIVI den Aspekt der Angehörigeneinbindung unterstützen.“

 

Über die DIVI

Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften und Berufsverbänden: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern.

 

Die Experten der DIVI

Professor Gerhard Jorch ist der für die Amtsperiode 2015/16 gewählte Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und Direktor der Universitätskinderklinik in Magdeburg. Susanne Krotsetis ist Fachkrankenschwester für Intensivpflege am Universitätsklinikum Schleswig- Holstein in Lübeck sowie Praxisanleiterin und MSc Critical Care.

Quelle Text/Bild: DIVI – Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin