(fb-Juli 2014) Einst vor 125 Jahren als kleiner regionaler Feinmechaniker-Betrieb und Vertriebsgesellschaft für Einrichtungen und Neuheiten wie Bierzapfanlagen gestartet, beschäftigt die Drägerwerk AG heute weltweit über 10.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen zählt inzwischen zu den Weltmarktführern in den Bereichen Medizintechnik und Sicherheitstechnik. Anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Lübecker Traditionsunternehmens, öffnete Dräger am 9. Juli 2014 seine Pforten und bot zahlreichen Fachjournalisten einen interessanten „Blick hinter die Kulissen“.
„Sauerstoff ist die Zukunft“, hat Bernhard Dräger Ende des neunzehnten Jahrhunderts erkannt. Damit entdeckte der Sohn des Firmengründers, Johann Heinrich Dräger, die bis heute gültige Leitidee des Unternehmens: „Technik für das Leben“. Mit dem Prinzip der Druckreduzierung erkannten die Unternehmensgründer eine Basisitechnologie, die heute für die unterschiedlichsten Produkte in der Medizin- und Sicherheitstechnik verwandt wird.
Mit der Erfindung des Pulmotors im Jahre 1909, dem weltweit ersten Beatmungsgerät, startete das Drägerwerk einen unnachahmlichen Siegeszug im Verkauf an Beatmungsgeräten. Davon konnten sich die Fachjournalisten vor Ort bei einem Rundgang durch die Evita-Produktion überzeugen. Über 100 Beatmungsgeräte werden dort in Spitzenzeiten pro Tag für den weltweiten Markt gefertigt. Jedes Bauteil der Beatmungsgeräte wird in einem genauen Arbeitsablauf minutiös verbaut und anschließend getestet. Dabei müssen die Geräte vor der Endabnahme auch einen 24-stündigen Härtetest in einer 37 Grad warmen Prüfkammer überstehen. Damit wird sichergestellt, dass alle Bauteile auch die Anforderungen von extremer Hitze überstehen.
Neben dem klassischen Geschäft mit Produkten, welches ca. 50% des Gesamtumsatzes ausmacht, sind der Service und das Projektgeschäft, mit jeweils 25%, weitere Standbeine des Unternehmens.
In einer hoch modernen Produktionshalle findet auch die Fertigung der Medizinischen Versorgungseinheiten, der Leuchten & Videosysteme sowie der medizinischen Gasversorgungssysteme statt. Jeder Arbeitsablauf in der Produktion wird den individuellen Kundenwünschen angepasst und dabei kann es passieren, dass die Kunden noch nach Auftragsvergabe Änderungen an den Versorgungseinheiten vornehmen lassen. Hilfreich bei der Projektabwicklung sind auch modernste 3D-Computeranimationen, die von den Ingenieuren und Planern eingesetzt werden. Aber auch nicht unternehmenseigene Bauteile können in den Versorgungseinheiten verbaut werden. So kommen auch Schwesternrufsysteme und multimediale Einheiten von Drittanbietern zum Einsatz, sofern sie die Prüfkriterien des Dräger Projektteams überstehen.
Im Bereich der Sicherheitstechnik arbeitet das Unternehmen an neuen und effizienten Lösungen zur Überwachung von gefährlichen Gasen und Giftstoffen. Dabei scheint der Trend weg von einzelnen tragbaren Gasmessgeräten, hin zu stationären, vernetzten Gasmessgeräten zu gehen. In einer eindrucksvollen Demonstration in der Entwicklungsabteilung Gasmesstechnik konnten sich alle Teilnehmer des Pressetages davon überzeugen, wie in Sekundenschnelle Alarme mittels WLAN-Kommunikation und SMS auf mobile Geräte übertragen werden können. Dies kann in Zukunft soweit gehen, dass durch die Auslösung eines Gasalarms in einer Chemiefabrik automatisch alle Mitarbeiter benachrichtigt werden, ein Evakuierungsplan ausgelöst wird und Sicherheitsschranken sich öffnen oder schließen. Aber auch neue Entwicklungen bei der Alkoholmesstechnik und bei den Chemikalienschutzanzügen waren zu bewundern.
In Lübeck gibt es insgesamt ca. 30 „Produktionsstraßen“ für die unterschiedlichen Produktgruppen der Medizin- und Sicherheitstechnik. Dabei achtet das Unternehmen auch sehr auf die Einbindung von regionalen Kleinunternehmen und Zulieferern. „Wir fühlen uns wohl in der Kunden- und Lieferantenbeziehung“, führt Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender von Dräger beim Plenumsgespräch mit den Journalisten aus und ergänzt: „Wir sind dabei sowohl Lieferant, als auch Kunde“. Zur Tradition des Unternehmens zählt von Anfang an, mit den Kunden eng zusammenzuarbeiten und sie regelmäßig zu informieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Unternehmensphilosophie ist die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit von Dritten. „Mit der Auflösung von früher vorhandenen Joint Ventures geben wir dem Unternehmen die alte Beweglichkeit und Sicherheit vor feindlichen Übernahmen zurück“, führt Stefan Dräger aus. Dabei stehen aber auch die enge und gute Beziehung mit der Stadt Lübeck, dem Land Schleswig Holstein und den regionalen Banken im Vordergrund.
Als problematisch stellt sich für das weltweit aufgestellte Traditionsunternehmen der starke Euro dar, der insbesondere im laufenden Geschäftsjahr die Bilanzen etwas trüben wird. Trotzdem sieht sich das Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt und prognostiziert noch starkes Wachstum in den Schwellenländern, wie Indonesien, Indien und Brasilien. Ein Ende des Wachstums sieht Stefan Dräger nicht: „Für die nächsten Jahre planen wir ein deutliches Umsatzplus“. Dabei ist davon auszugehen, dass auch in Zukunft in dann sechster Familien-Generation das Traditionsunternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt bestehen wird.
Quelle Text: Dräger, mt-medizintechnik online Redaktion
Quelle Bild: Dräger