(fb-März 2014) Koreanische Forscher haben unlängst die Funktionspalette von elektronischen Pflastern erweitert: Ihr Multifunktions-Pflaster kann nicht nur feststellen, was nicht stimmt, es liefert auch gleich die passende Dosis des Medikaments. In einem ersten Schritt testeten Wissenschaftler vom Institute for Basic Science (IBS) in Seoul ihr neu entwickeltes Sensorpflaster an Parkinson Patienten.
Neu entwickeltes Sensorpflaster
Das von Donghee Son und Kollegen der IBS in Seoul neu entwickeltes Sensorpflaster ist nicht nur dünn und dehnbar, es dient auch der Überwachung, Diagnose und Therapie zugleich. Herzstück des elektronischen Pflasters sind Komponenten aus Nanopartikeln und -membranen, die beidseitig auf ein klebendes Gelpflaster aufgedruckt wurden. Als Dehnungs- und Bewegungssensor dient dabei ein Netz aus gewundenen Silizium-Nanomembranen, als Arbeitsspeicher fungiert eine Art Sandwich aus Titandioxid mit eingebetteten Gold-Nanopartikeln. Welche Sensoren dieses Pflaster trägt, lasse sich aber beliebig abwandeln, wie die Forscher betonen.
Besonders raffiniert ist die Lösung, um mit diesem Pflaster ein Medikament gezielt immer dann abzugeben, wenn die Sensoren eine krankhafte Auffälligkeit registrieren: An der Unterseite des Pflasters sitzen Nanopartikel aus Silizium, die wie kleine Käfige den Wirkstoff einschließen. Direkt über ihnen liegt ein ebenfalls aus dehnbaren Nanodrähten bestehendes Heizmodul. Erhält dieses von den Sensoreinheiten das Signal zur Wirkstoffabgabe, beginnt es sich zu erhitzen, wie die Forscher erklären. Daraufhin geben die Nanopartikel ihre Medikamentenfracht ab. Je wärmer das Pflaster wird, desto mehr Wirkstoff verteilt sich dabei in der Haut des Trägers. Ein Temperatursensor sorgt dafür, dass es keine Verbrennungen gibt.
Hilfe bei Parkinson
Die Wissenschaftler um Donghee Son erklären die Wirkungsweise des Multifunktions-Pflasters bei Parkinson Patienten so: „Stellen Sie sich vor, ein Parkinson-Patient trägt ein solches Pflaster. Dann können typische Bewegungsstörungen wie das Zittern mit Hilfe der Dehnungssensoren gemessen werden“, so die Forscher. Dass das funktioniert, demonstrierten sie im Labor, indem sie das Pflaster auf ein Gerät klebten, das den typischen Parkinson-Tremor simulierte. Der elektronische Speicher im Pflaster vergleicht das Zittern mit einem zuvor eingespeicherten Muster und sendet ab einer gewissen Häufigkeit oder Intensität ein Signal an das Heizmodul. Dieses springt dann an und transferiert den entsprechenden Wirkstoff in der passenden Dosis in die Haut des Patienten.
„Dieses System überwindet die Begrenzungen der konventionellen tragbaren Geräte und hat das Potenzial, die Qualität, Effizienz und Patientenfreundlichkeit der bisherigen klinischen Prozeduren zu verbessern“, konstatieren Son und sein Kollegen. Je nach Einsatzweck des Multifunktions-Pflasters können die Sensoren und Wirkstoffe angepasst werden. Außerdem lasse sich das System noch erweitern, beispielsweise um kabellose Übertragungseinheiten, Mikroprozessoren oder Batterien. Klobige Armbänder oder umschnallbare Medizinapparaturen könnten daher bald passé sein – es reicht das fast unsichtbare, dehnbare Multifunktions-Pflaster.
Quelle Text: wissenschaft.de – Nadja Podbregar
Quelle Bild: Die Welt, pa