(Mai 2016) Ein Viertel aller Erwachsenen in Deutschland leidet unter starkem Übergewicht, wie Erhebungen zeigen. Adipositas begünstigt nicht nur arterielle Hypertonie und Typ-2-Diabetes. Immer häufiger behandeln Krankenhäuser adipöse Patienten mit Wundheilungsstörungen oder Ulcus cruris. Deren spezifische Wundprobleme gehören zu den Themen des Europäischen Wundkongresses 2016. Etwa 6.000 Forscher, Mediziner, Pflegende und Gesundheitswirtschaftler aus rund 80 Ländern treffen sich von Mittwoch bis Freitag, 11. bis 13. Mai in der Messe Bremen zu Austausch, Networking und Fortbildung.
Das dreitägige Kongressprogramm umfasst rund 1.000 Vorträge und Workshops. In der Hansestadt findet der Kongress einmalig als Veranstaltungstrio statt, bestehend aus dem 10. Deutschen Wundkongress, dem 26. Kongress der European Wound Management Association (EWMA) und dem 2. WundD•A•CH Kongress.
Zentraler Programmpunkt in Bremen ist die Lebensqualität der Patienten. Die Behandlung von Adipositas-Patienten stellt Krankenhäuser und Pflegeheime vor besondere Herausforderungen. „Ein Dekubitus wird aufgrund des erhöhten Anteils an Fettgewebe beispielsweise schnell zu einer sehr tiefen Wunde, die schwierig zu behandeln ist“, weiß Wundmanager Martin Motzkus. Allerdings seien viele Einrichtungen nicht darauf vorbereitet – weder in puncto Ausstattung etwa mit Spezial-Betten, noch in Hinblick auf den personellen Mehraufwand, der für die Pflege nötig sei. In Bremen berichtet Motzkus über neue Weiterbildungsprogramme, die die Bedürfnisse dieser Patientengruppe thematisieren.
In den USA, in Kanada, Großbritannien oder den Niederlanden längst etabliert ist der Berufszweig des Physician Assistant (PA), der delegierbare Aufgaben des ärztlichen Personals übernimmt. „Die Tätigkeiten reichen von der Anamneseerhebung über kleinere chirurgische Eingriffe wie das Wunddebridement bis zur organisatorischen Leitung eines Wundzentrums“, sagt Dr. Thomas Karbe, Leiter des berufsbegleitenden PA-Bachelorstudiengangs am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Seit 2005 wird die Ausbildung zum „Arzt-Assistenten“ in Deutschland angeboten. „Ganz klar, der Physician Assistant darf und kann den Arzt nicht ersetzen. Aber er kann ihn entlasten“, so Karbe, der damit die Bedeutung des neuen Berufsbilds vor dem Hintergrund des aktuellen Ärztemangels hervorhebt.
Im Fokus von Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit steht seit einigen Jahren der Darm mit seinen Billionen von Bakterien. „Das Darmmikrobiom hat nicht nur lokale Funktionen, wie die Zersetzung der Nahrung. Es ist auch das Haupttrainingszentrum unseres Immunsystems“, erklärt Dr. Andreas Rüffer. Beim Wundkongress geht er daher der Frage nach, inwieweit Probiotika wie Bifido- und Laktobakterien bei Wundheilungsstörungen helfen können.
Welche Möglichkeiten die Telemedizin der Wundversorgung bietet, dazu präsentiert Dr. Peter Lübke in der gleichnamigen Sitzung ein Beispiel aus der Praxis. Seit 2011 arbeiten er und seine Mitarbeiter am Wundzentrum Mittelsachsen mit einer Webanwendung, die Wunden dokumentiert, Behandlungsdaten speichert und Versorger miteinander vernetzt. „Das System läuft auf den Smartphones unserer Wundschwestern, auf den Klink-Desktops und -Tablets. Je nach Nutzerrechten können Ärzte, Pflegende und zum Beispiel Orthopädiehäuser auf die Daten zugreifen“, erläutert Dr. Lübke. Eingesetzt wird die App, die Kosten und Zeit spare, bei allen ambulanten und stationären Patienten.
Der Europäische Wundkongress 2016 ermöglicht den Erwerb von Fortbildungspunkten. Registrierte Teilnehmer können den Kongress inklusive der Industrieausstellung besuchen. Weitere Informationen unter www.deutscher-wundkongress.de, www.ewma2016.org und www.wund-dach.org.
Quelle Text: Messe Bremen GmbH
Quelle Bild: Messe Bremen / Jan Rathke, BU: Messe Bremen: Erst- und einmalig findet von Mittwoch bis Freitag, 11. bis 13. Mai, der 10. Deutsche Wundkongress gemeinsam mit dem 26. Kongress der European Wound Management Association (EWMA) und dem 2. WundD•A•CH Kongress als Europäischer Wundkongress statt.