Innovative Wege im Beschaffungsmanagement

Radiologie und Logistik(fb) Das Spitalszentrum Biel-Bienne beschreitet innovative Wege im Beschaffungsmanagement durch einen performance-basierten Kauf neuer Röntgengeräte. Das Spital erwartet sich durch dieses neue Vertragsmodell hohe Einsparungen und stärkere Kosteneffizienz, die letztlich auch den Patienten zugutekommen. Der Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St.Gallen unterstützte diese Vorhaben im Rahmen eines Forschungsprojektes der Kommission für Technologie und Innovation (KTI). Im Fall des Spitalzentrums Biel erhält der Medizintechnik-Anbieter pro durchgeführter Röntgenunter­suchung einen fest vereinbarten Betrag.

Der Verwaltungsrat des Spitalzentrums Biel gab im September grünes Licht für einen innovativen Schritt in Richtung leistungsorientierten Einkauf. Dr. Fredy Sidler, Präsident des Verwaltungsrats, erklärt: „Mit dieser neuen Art der Vertragsgestaltung zahlen wir nur die Leistungen, die wir auch tatsächlich erbringen. So können wir unseren Patientinnen und Patienten bei höherer Kosteneffizienz weiterhin die bestmögliche Diagnose bieten.“

Der Entscheid des Verwaltungsrats basiert auf den Erkenntnissen eines durch die KTI (Schweizerische Kommission für Technologie und Innovation) geförderten Forschungs­projekts, an dem sich das Spitalzentrum Biel in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St.Gallen und weiteren Partnern des Schweizer Gesundheitssektors beteiligt. „Zwar betreten wir mit diesen Ansatz neues Terrain“, so der Verwaltungsratspräsident weiter, „doch die fordernde finanzielle Situation in unserer Branche motiviert uns, auch viel versprechende neue Pfade einzuschlagen.

Performancebasierte Verträge sehen eine Entlohnung des Anbieters in Abhängigkeit von der tatsächlich genutzten Leistung vor. Zwar geht das Eigentum des Apparats auf den vertraglich festgesetzten Nutzungsbeginn an den Käufer über, im Gegensatz zum traditionellen Kauf erfolgt die Bezahlung des Produkts aber erst im Laufe der Zeit mit jeder einzelnen Nutzung des Geräts. Im Fall des Spitalzentrums Biel erhält der Medizintechnik-Anbieter pro durchgeführter Röntgenunter­suchung einen fest vereinbarten Betrag. Der Anbieter partizipiert damit an der Fallzahlenentwicklung und erreicht ein höheres Mass an Kundenbindung. Das Spital seinerseits profitiert durch die Verpflichtung des Lieferanten zur Instandhaltung des Geräts von einer Ergebnisgarantie sowie einer Harmonisierung der Erträge und des Aufwands. Insgesamt gelingt es Spitälern mit solchen Performance-Verträgen, kosteneffizienter zu wirtschaften. Diese Notwendigkeit ist mit der schweizweiten Einführung eines neuen Spitalfinanzierungssystems nach „Diagnoses Related Groups“ vordringlicher geworden.

Für das Projektteam ist dieser Entscheid des Spitalzentrums Biel ein erfreulicher Ansporn und Zwischenerfolg. Professor Stölzle, Ordinarius des St. Galler Logistik-Lehrstuhls: „Kosteneffizienz ist ein wichtiges Teilziel von leistungsbasierten Verträgen. In einem nächsten Schritt wollen wir nun im Projekt noch stärker auf die Verzahnung von medizinischer und technologischer Kompetenz im Sinne langfristiger Leistungspartnerschaften fokussieren.“ Zudem ist der Wissenschaftler überzeugt: „Eine flächendeckende Anwendung des Ansatzes käme einer betriebswirtschaftlichen Revolution im Gesundheitssektor gleich“. Selbstverständlich möchte die Uni St.Gallen mit ihren Partnern hier vorne mit dabei sein.

An der Realisierung dieser Vision beteiligen sich neben dem Spitalzentrum Biel auch das Universitätsspital Basel, das Kantonsspital Graubünden und die Spital STS AG Thun. Die Perspektive der Krankenhaustechnikanbieter wird im KTI-Projekt durch Swissray Medical und Swisslog vertreten. Ergänzt wird die Projektgruppe durch den Handels- und Industrieverband der Medizintechnik FASMED, den Industrieverband Swissmem sowie die auf Einkaufsberatung spezialisierte Kerkhoff Consulting.

Quelle: Pressemitteilung der Universität St. Gallen, Lehrstuhl für Logistikmanagement vom 30.10.2013