Schrittmacher für den Kehlkopf

Kehlkopfschrittmacher

(fb) Bei Nervenschäden an den Stimmbändern fallen Atmen, Schlucken und Sprechen schwer – Abhilfe schafft ein neues Verfahren. Mit dem Einsatz eines Kehlkopfschrittmachers versprechen sich die Operateure vor allem bei Schilddrüsenoperierten eine Verbesserung der Atmung und eine deutliche Steigerung der Lebensqualität.

 

Das System ist in einer Kooperation zwischen den Unikliniken Würzburg, Innsbruck/Österreich, dem SRH Wald-Klinikum Gera sowie dem Medizintechnik-Unternehmen MED-EL – Medical Electronics entstanden. Im Rahmen einer Pilotstudie wurden bisher bei insgesamt neun Patienten Kehlkopfschrittmacher eingepflanzt.

Der Kehlkopfschrittmacher besteht aus einem Implantat, das direkt unter der Haut am Brustbein eingesetzt wird und einer Elektrode, die vom Implantat im Körper bis zum Kehlkopf führt. Dort wird sie millimetergenau an den feinen Nervenast platziert, der den Öffnermuskel versorgt. Ein kleiner programmierbarer Prozessor zur Steuerung des Systems haftet per Magnet am Implantat, also über der geschlossenen Haut auf Höhe des Brustbeins.

Der Prozessor gibt ein individuell einstellbares, regelmäßiges Steuersignal an das Implantat. Das Implantat sendet in diesem Takt einen Impuls über die Elektrode zum Öffnermuskel. Der Impuls führt zu einer kurzen Kontraktion des Muskels, der damit das Stimmband bewegt und den Atemweg frei macht.?Das Sprechen wird durch die getaktete Stimmbandbewegung nicht behindert, denn zum Sprechen kann der Patient den elektronisch ausgelösten Impuls mit Muskelkraft willentlich und mühelos überdecken.

Am Universitätsklinikum Würzburg wurde als Weltneuheit erstmals im Oktober dieses Jahres eine Patientin mittels Endoskopie die Schrittmachertechnik implantiert. Der Würzburger HNO-Experte Prof. Rudolf Hagen hat hierzu ein Verfahren entwickelt, bei dem die Schrittmacherelektrode durch ein Endoskop in den Kehlkopf eingeführt werden kann. Das „Verlegen der Leitungen“ zum Implantat am Brustbein erfolgt minimalinvasiv. Durch die begrenzten Inzisionen an Hals und Brustbein ist der Eingriff wenig belastend und bietet die Chance auf eine schnelle, komplikationslose Heilung.

Quelle Text: derStandard.at, innovations report

Quelle Bild: Med-el medical electronics