Auf dem Weg zur Medizin 4.0 – DVMD-Tagung 2017

(April 2017) Zur 14. Fachtagung des Fachverbandes für Dokumentation und Informationsmanagement in der Medizin (DVMD) kamen Ende März rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Dresden zusammen. Das Motto „Kernkompetenz Medizinisches Informationsmanagement“ bündelte Vorträge und Workshops aus allen Verbandsbereichen – der klinischen Dokumentation, der Qualitätssicherung, der Tumordokumentation, der klinischen Studien und allgemein des Informationsmanagements.

Daneben standen Expertenberichte, Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie spannende aktuelle Themen in Richtung Digitalisierung und E-Health auf dem Programm – navigierbar erstmalig auch auf einer Tagungs-App.

Katharina Thorn, langjährige Vorstandsvorsitzende, begrüßte die Teilnehmer im Großen Saal des Quality Hotels mit den Worten „Was nicht dokumentiert ist, hat nicht stattgefunden“. Sie appellierte, dass trotz allen Wandels in der Leistungserbringung der letzten Jahre die Dokumentation extrem wichtig sei – im Vordergrund solle jedoch die Medizin stehen, nicht die Bürokratie.

In seiner Keynote „Dokumentieren wir uns zu Tode?“ erklärte Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Schaser, wie sich die Attraktivität des Arztberufes durch Dokumentationsaufwand und Ökonomisierung gewandelt habe. Die ursprünglichen Aufgaben eines Arztes – Patientenversorgung, Forschung und Lehre – werden unter anderem durch die Einführung des DRG-Systems immer mehr verdrängt. Ferner kennen die Ärzte die Kodierungsrichtlinien oft nicht genug, seien aber für die Kodierungverantwortlich. Eine mögliche Lösung sieht Prof. Dr. Schaser in der interprofessionellen Zusammenarbeit, beispielsweise über gemeinsame Visiten, an denen Ärzte und Medizinische Dokumentare teilnehmen.

Treffend fasste Prof. Dr. Paul Schmücker in seiner Session „Gegenwart und Zukunft der Informationsverarbeitung im Gesundheitswesen“ zusammen, dass sich durch Apps, e-Health und Big Data alles Althergebrachte grundlegend ändere. So blieben lebenslanges Lernen und Weiterbildung zentrale Herausforderung aller im Gesundheitswesen Tätigen.

Einen Überblick über die historische Entwicklung von Good Clinical Practice (GCP) und den aktuellen Zustand mit Fokus auf die Europäische Union vermittelte Dr. Dagmar Chase in der Keynote des zweiten Tages. GCP dient dem Schutz der Teilnehmer von Studien und soll alle Schritte nachvollziehbar machen. Eine neue und einheitliche EU-Verordnung (EU Clinical Trials Regulation 536/2014) soll zu verbesserter Qualität in der Arzneimittelforschung auf Basis vereinfachter Administration führen. Dabei geht es zum einen um den risikobasierten Ansatz zur Minimierung von Fehlern; zum anderen soll die „GCP Renovation“ andere Studiendesigns ins Auge fassen und diese mit weiteren Daten aus Krankenakten, Registern und der „Real World“ anreichern.

Drei junge Dokumentare und Nachwuchswissenschaftler wurden für ihre innovativen und zugleich fundierten Poster bzw. wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet: Michael Reinhard, Verena Schöning, Annika Eschen und Pablo Plöchl.

Am 9.3. 2018 bringt das DVMD Frühjahrssymposium in Köln ein Update zum Thema „Klassifikationen und Gesundheitsstatistik“. Die nächste Fachtagung ist für 2019 geplant.

Quelle Text und Foto: Mirjam Bauer