Augenhornhaut-Transplantationen: Hauchdünnes Transplantat lässt Menschen wieder sehen

Augenhornhaut-Transplantationen: Hauchdünnes Transplantat lässt Menschen wieder sehen(Februar 2020) Nicht allein Organspenden bringen schwer kranken Menschen Lebensqualität zurück. Auch das Transplantieren von Augenhornhäuten (Kornea) sorgt dafür, dass nahezu erblindete Patienten wieder klar sehen können. Eine häufige Indikation für die Übertragung von Hornhautgewebe ist die Fuchs´sche Hornhaut-Dystrophie. Die dafür notwendigen Transplantate bereitet die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) vor.

Die vom Dresdner Uniklinikum mit gegründete und als einer von fünf Gesellschaftern getragene gemeinnützige GmbH begleitet auch die vorhergehende Entnahme der Spenden. Die Bereitschaft der Menschen, nach ihrem Tod Augenhornhäute oder anderes Gewebe wie bestimmte Blutgefäße zu spenden, ist ungleich höher als die von ganzen Organen. Dies spiegelt sich auch in der 2019-er Bilanz der DGFG wider.

Die DGFG konnte im vergangenen Jahr deutschlandweit 2.753 Gewebespenden realisieren. 5.740 Patientinnen und Patienten wurden so zeitnah und sicher mit einem Gewebetransplantat versorgt. Mit 347 Spenderinnen und Spendern ist Sachsen das drittstärkste Bundesland in der Gewebespende im Netzwerk der DGFG. Das Dresdner Uniklinikum ist dabei nicht nur bei der Zahl der Spenden stark, sondern auch bei den Gewebetransplantationen: Insgesamt wurden 2019 an der Augenklinik 110 Augenhornhäute transplantiert. „Diese Zahlen erfüllen mich mit Genugtuung. Als einer der ersten Gesellschafter der DGFG beziehungsweise seiner Vorgängerinstitution haben wir die Grundlage für die positive Entwicklung bei der Gewebespende geschaffen. Zum Teil war dies ein steiniger Weg, den wir zurückgelegen mussten. Wir haben uns von dem Selbstverständnis leiten lassen, dass das Spenden von Geweben oder Organen ein klares Zeichen für gesellschaftliches Engagements ist – analog zur Motivation der Spender und deren Angehörige, die sich bewusst für diese Gabe entschieden haben“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums.

Prof. Frederik Raiskup ist einer der Experten, die bei der Fuchs´schen Hornhaut-Dystrophie routinemäßig nicht mehr ganze Augenhornhäute transplantiert, sondern die hauchdünnen Lamellen. Unter dem Mikroskop setzt er einen nur drei Millimeter langen Schnitt am äußersten Rand der veränderten Hornhaut, um mit feinen Instrumenten an deren Unterseite zu kommen. Wenige Minuten sind nötig, um die degenerierte Zellschicht zu entfernen. Danach wird das von der DGFG aufbereitete und in einer sehr feinen Kanüle – auch Injektor genannt – ein aufgerolltes Transplantat unter die restliche Hornhaut geschoben und entrollt. Aufgrund seiner kurzen Dauer belastet dieser Eingriff Patienten nur sehr gering: Im Gegensatz zur herkömmlichen Transplantation aller Hornhautschichten ist ist es möglich, den Eingriff in örtlicher Betäubung vorzunehmen. Das ist auch deshalb entscheidend, weil es vor allem ältere Menschen sind, deren Sehvermögen sich aufgrund der Fuchs´schen Hornhaut-Dystrophie verringert. In Deutschland sind etwa fünf Prozent der 70 bis 80-Jährigen betroffen. Ein noch größerer Vorteil dieser Form der Gewebetransplantation ist eine äußerst geringe Abstoßungsrate. Während sie bei der Übertragung ganzer Hornhäute zwischen vier und 20 Prozent liegt, sind es bei der 2006 etablierten lamellären Transplantationstechnik lediglich ein bis drei Prozent. Geradezu beglückt sind viele transplantierte Patienten davon, dass sie bereits während des knapp einwöchigen Klinikaufenthalts häufig bis zu 70 Prozent ihrer Sehfähigkeit zurückgewinnen. Bei der Übertragung ganzer Hornhäute dauert es nicht selten ein Jahr bis zur klaren Sicht.

Quelle Text: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden / Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation

Quelle Bild: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer