Big-Data im Gesundheitswesen: Den Wert der Daten erkennen und nutzen

(November 2020) Daten – im Gesundheitswesen stellen sie ein hochsensibles Gut dar, mit dem vorsichtig gearbeitet werden muss. Es handelt sich um Patientendaten ebenso wie um Daten zur Auslastung von Intensivstationen, Notaufnahmen oder medizinischen Geräten, zur Aufenthaltsdauer der Patienten oder auch um Personaldaten. Wolfgang Kobek (Bild) erläutert Big Data.

Im Zuge der Digitalisierung, die auch vor Krankenhäusern, Arztpraxen, Pflegediensten und Altenheimen nicht Halt macht, erweitern sich die Möglichkeiten der Datenerhebung, -bereitstellung und -auswertung enorm. Aber sind die Mitarbeiter überhaupt darauf vorbereitet, mit Daten zu arbeiten? Wissen sie, welches Potenzial in ihnen steckt und können sie dieses ausschöpfen?

Digitalisierung im Gesundheitssektor – nicht ohne kompetente Mitarbeiter

Ein Szenario aus der aktuellen Pandemie zeigt, wie erfolgskritisch die Arbeit mit Daten ist: Viele Kliniken stehen vor der Herausforderung, ausreichend Personal bereithalten zu müssen, um den laufenden Betrieb sowie die Versorgungen von (Corona-)Patienten gewährleisten zu können. Um der Situation gerecht zu werden, braucht die Personalabteilung valide Daten zur Personalverfügbarkeit in den unterschiedlichsten Bereichen – von der Pflege über das Facility-Management bis hin zur Verwaltung. Es sind nicht nur Urlaube und Krankmeldungen relevant, sondern auch Informationen dazu, ob bzw. welche Mitarbeiter sich in Isolation befinden oder aufgrund der Schließung von Schulen und Kindergärten zuhause Kinder betreuen müssen. Mit den entsprechenden Reporting- und Analysemöglichkeiten und Dashboards ist es möglich, jederzeit valide Daten zur aktuellen Personalsituation zu haben, Engpässe zu eruieren und Maßnahmen zu ergreifen. Mit einer soliden Datenstrategie, entsprechenden Tools für die Mitarbeiter und dem nötigen Know-how ist es möglich, Situationen wie diese zu steuern.

Das Bewusstsein ist vorhanden, doch es ist noch viel Luft nach oben

Wie unsicher sich Beschäftigte in punkto Daten fühlen, zeigt die Studie „The Human Impact of Data Literacy“. Sie gibt unter anderem Einblicke in die deutsche Gesundheitsbranche: 87 Prozent der Befragten aus diesem Sektor ist es zwar bewusst, dass Daten erfolgskritisch für ihre Arbeit sind. Bedenklich ist, dass sich mit 83 Prozent fast ebenso viele im Umgang mit Daten unwohl fühlen. Zudem gaben lediglich neun Prozent der Befragten an, dass sie sich bei Antritt ihres aktuellen Jobs gut auf den Umgang mit den Datenmengen vorbereitet fühlten. Allein diese drei Ergebnisse zeigen: Es tut sich eine Schere zwischen Bewusstsein und tatsächlichen Fähigkeiten auf. Ein eindeutiger Appell an die Gesundheitsbranche, Datenkenntnis zu schulen.

Data to Insights – mit Daten echten Mehrwert generieren

Datenkenntnis ist die eine Seite der Medaille, die Qualität der Daten die andere. Nur wem alle Daten kontinuierlich und vollständig für die Analyse zur Verfügung stehen, kann wirklich hilfreiche Erkenntnisse erzielen, gute Entscheidungen treffen und echten Mehrwert genieren. So wie wir funktionierende Wasserleitungen für klares, sauberes Wasser benötigen, brauchen Unternehmen für die Zusammenführung, Aufbereitung und Analyse ihrer Daten und die Ableitung von Maßnahmen durchgängige Daten-Pipelines. Damit ist es unabdingbar, einen genauen Blick auf die Stärken und die Schwächen der unternehmenseigenen Daten-Pipeline zu werfen – gerade in der Gesundheitsbranche. Die Studie „Data as the new Water““ hat 1.200 Unternehmensverantwortliche befragt und zeigt, dass Organisationen mit den höchsten nachweisbaren Data-to-Insight-Fähigkeiten insgesamt bessere Ergebnisse erzielen. So gaben drei Viertel aller Befragten an, dass sich die betriebliche Effizienz um rund 17 Prozent steigert, in Deutschland sind es 15 Prozent. Über Gewinn und Umsatz hinaus, wirkt sich ein hoher Data-to-Insight-Wert auch auf die Kundenzufriedenheit aus – ein Faktor, der besonders im Gesundheitswesen von Bedeutung ist.

Fünf Schritte, wie Unternehmen datengesteuert werden

Daten bringen Mehrwert, für die Zahlen des Unternehmens wie für die Zufriedenheit der Kunden. Aber was müssen Organisationen beachten, um ihre Prozesse datenkompetent und datengestützt zu steuern? Folgende fünf Schritte ebnen den Weg:

  1. Festlegung von klaren Erwartungen an Daten: Es muss eine Datenstrategie in einem realistischem Rahmen aufgesetzt werden.
  2. Definieren von Datenzielen: Wofür und von wem werden Daten benötigt? Rollenbasierte Zugänge müssen eingerichtet werden, sodass jeder die Informationen bekommt, die er benötigt.
  3. Ausstattung der Mitarbeiter mit entsprechenden Lösungen für datengesteuertes Arbeiten: Mitarbeiter, die datengetrieben arbeiten möchten, müssen mit den passenden Werkzeugen, Kompetenzen und Befugnissen ausgestattet werden.
  4. Treffen von datenbasierten Maßnahmen: Konkrete Geschäftsmaßnahmen können aus den neu gewonnenen Einsichten abgeleitet werden
  5. Wachstum dank Daten: Möglichst viele Prozesse entlang der Wertschöpfungskette müssen transformiert werden, um eine datengetriebene Unternehmenssteuerung zu erreichen.

Datenanalyse und -kompetenz für die Optimierung medizinischer Geräte

Die Abteilung Computertomographie des weltweit agierenden Medizintechnikunternehmen Siemens Healthineers wiederum setzt auf Daten, um unter anderem für 26.000 Computertomographie-Systemen auszuwerten, wie gut die neue eingeführte 3D-Kamera bei den Kunden ankommt. Dafür ist eine BI-Lösung im Einsatz, welche heterogene Daten aus den unterschiedlichsten Datenquellen der verschiedenen Business Units, Zweigstelle oder Abteilungen zusammengeführt, aufbereitet und der Fachabteilung auf Dashboards für Self Service-Analysen zur Verfügung stellt. Das Unternehmen plant, Datananalyse und Visualisierung unternehmensweit in die Breite zu tragen.

Fazit

Nur valide und konsistente Daten aus den verschiedensten Bereichen liefern für die Gesundheitsbranche wichtige Informationen: Die Politik benötigt diese, um grundlegende Insights für Entscheidungen zur konkreten Gestaltung von Maßnahmen und Rahmenbedingungen zu erhalten – das wird in der aktuelle Pandemiesituation besonderer deutlich. Aber auch Gesundheitseinrichtungen, Krankenkassen und viele weitere Akteure der Gesundheitsbranche sind auf Daten angewiesen. Absolut grundlegend ist, dass alle Beteiligten das entsprechende Know-how haben, um mit diesen umgehen und arbeiten zu können.

Quelle Text und Bild: Wolfgang Kobek, SVP EMEA, Qlik