Deutscher Umweltpreis der DBU: Tiefseebakterien und Abwasserkonzept

(November 2018) Ende Oktober wurde in Erfurt der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zum 26. Mal vergeben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, überreichten den hochdotierten Preis: Meeresbiologin Prof. Dr. Antje Boetius und ein interdisziplinären Abwasser-Expertenteam aus Leipzig erhielten je 250.000 Euro.

Die DBU betont damit die Bedeutung der Meere für Klima, Lebensvielfalt und Nahrungsversorgung und warnt vor Klimawandel, Umweltverschmutzung und Überfischung. Gleichzeitig soll auch der Forderung der Vereinten Nationen Nachdruck verliehen werden, bis 2030 für die Weltbevölkerung sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen und eine angemessene Sanitärversorgung für alle und damit deutlich bessere Lebensbedingungen zu gewährleisten.

Mehr Interdisziplinarität

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, beim Umwelt- und Klimaschutz könne jeder Einzelne etwas tun. Gelingen würde eine große Aufgabe wie diese aber nur, wenn man Umwelt und Klimaschutz im globalen Kontext sehe. Die Umwelt ende nicht an Landesgrenzen, und auch ihr Schutz ende nicht dort. Die Folgen des Klimawandels seien längst auf der ganzen Welt spürbar, und zwar existenziell.

Die Interdisziplinarität unterstrich auch Jurymitglied Prof. Dr. Heidi Foth, Direktorin des Instituts für Umwelttoxikologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle. Sie würdigte den befruchtenden Austausch in der Jury und erklärte, nur mit einem interdisziplinaren Blick über den Tellerrand funktioniere die Umwelt – genau wie in der Medizin. Preisträgerin Boetius gelinge es hervorragend, einen sperrigen Forschungsgegenstand in die Gesellschaft hineinzutragen.

Die Preisträgerprojekte

Antje Boetius sagte, die Tiefsee sei der größte belebte Raum der Erde, von dem erst weniger als der Bruchteil eines Prozentes überhaupt erforscht sei. Sie unterstrich die Bedeutung der Mikroorganismen im Meeresboden, die das Eindringen des klimaschädigenden Treibhausgases Methan in die Atmosphäre verhindern. Sie mahnte an, in Systemen zu Ende zu denken und endlich zu handeln, denn „das Eis schmilzt weiter, während wir reden, forschen und versuchen, die Welt zu verstehen“.

Roland A. Müller vom Leipziger Team wies darauf hin, dass weltweit etwa 90 Prozent Abwasser nicht oder schlecht behandelt in die Umwelt entlassen würden. Deswegen müsse der Anteil des geklärten, sauberen Wassers für die nächsten Generationen deutlich erhöht werden. Dabei seien Lösungen vor Ort besonders umweltfreundlich, weil das Abwasser gereinigt werde, in der Gemeinde bleibe und dort wiederverwendet werden könne, ergänzte Mi-Yong Lee. Wichtig war es bei dem Abwasserprojekt in Jordanien zudem, die Menschen vor Ort im direkten Kontakt so zu sensibilisieren, dass sie die gefundenen Lösungen als ihre eigenen Lösungen betrachten, so Wolf-Michael Hirschfeld. Ein solches Vorgehen könne zur Stabilisierung und zum Austausch zwischen den Ländern beitragen, ergänzte Manfred van Afferden. Müller zusammenfassend: „Wir können natürlich als Forscher nicht die Welt retten, aber ich denke, dass unsere Arbeiten gezeigt haben, wie man konkret Beiträge zum Ressourcenschutz, zur Abwasserbehandlung leisten kann.“

Klima und Zukunft

Vor rund 1.200 Festgästen nannte es Steinmeier mit Blick auf die USA fatal, wenn sich einer der größten Treibhausgasemittenten der Welt zurückziehe und die multilaterale Zusammenarbeit sogar insgesamt in Frage stelle. Auch wenn der Weg zu globalen Lösungen nicht einfach sei, müssten „alle Ebenen für den Klimaschutz zu einer größeren und funktionierenden Allianz zusammenfinden“. Das Staatsoberhaupt: „Wir können und wir werden auch weiterhin Fortschritte machen, wenn wir mit all denen zusammenarbeiten, die weiterhin an multilaterale Lösungen glauben – und die gibt es in allen Teilen der Welt, auch in den USA!“

Die Klimawandel-Folgen seien nicht errechnet oder würden in eine ferne Zukunft prognostiziert. Vielmehr seien sie mit eigenen Augen zu sehen: Gletscherschmelze, häufigere Sturmschäden oder Veränderungen der Vegetationsgrenzen seien spürbare Zeichen –  wie in diesem Jahrhundertsommer sogar in Deutschland zu erkennen war. Wir müssten gemeinsam und schnell handeln, mahnte Steinmeier an: „Und natürlich muss Deutschland den internationalen Verpflichtungen auch nachkommen.“ Die Auseinandersetzungen um Klima und Umweltschutz – Stichwort Hambacher Forst – würden zunehmend unerbittlich. Aber um die zahlreichen und dringlichen Aufgaben gemeinsam zu lösen, müssten alle gesellschaftlichen Akteure einbezogen werden, um einen Ausgleich ökologischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher Interessen zu ermöglichen.

Quelle Text: DBU
Quelle Bild: Mirjam Bauer