DiGA Liste vom BfArM umfasst mittlerweile 30 Einträge

(Februar 2022) Deutschland ist unangefochtener Vorreiter bei den offiziellen Apps auf Rezept bzw. digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hält diese in einer speziellen Liste bereit, damit Ärzte und Therapeuten sie schnell finden und nutzen können.

Bislang ist Deutschland immer noch das einzige Land, das derartige Produkte, die vom medizinischem Personal verschrieben und von Krankenkassen erstattet werden müssen, offiziell zugelassen hat. Und kaum jemand weiß, wie vielfältig diese Liste mit ihren 30 Anwendungen schon ist … Dabei besteht sie erst sein knapp 20 Monaten.

Die bislang gelisteten Anwendungen helfen gegen vielfältige Beschwerden, unter anderem gegen Adipositas, diverse Schmerzen in Knie, Rücken etc., beim Reizdarmsyndrom, Multipler Sklerose, Schlaganfall und Diabetes. Sie unterstützen daneben bei verschiedenen Arten von Depressionen bzw. depressiven Verstimmungen, die manche Erkrankungen häufig begleiten oder allein für sich stehen. Auch Apps zur unterstützenden Behandlung bei Krebs, Logopädie oder bei Suchterkrankungen wie Alkoholismus oder Rauchen sind aufgeführt. Angst, Panik, Stress, Tinnitus, Migräne, Schlafstörungen und Burnout sind ebenfalls wichtige Therapiefelder, in denen digitale Unterstützung gut möglich ist. Denn nicht nur in Deutschland gibt es viel zu wenige Plätze bei Therapeuten und genau deshalb sind die digitalen Helfer so wertvoll. Das (digitale) Betreuen von Menschen, die die Anwendungen tatsächlich nutzen, ist deutlich einfacher als das ständige Einbestellen in die Praxis. So kann jeder Therapeut mehr Menschen gleichzeitig behandeln und zusätzlich notwendige Vor-Ort-Termine wahrnehmen.

Seit kürzerem gehören auch Tabuthemen zu den digitalen Anwendungen: So gibt es zum einen eine App gegen Erektionsstörungen, zum anderen ist eine App gegen Vaginismus vorhanden. Beide helfen u.a. mit unterstützenden Übungen und Beckenbodentraining dabei, die jeweiligen Beschwerden zu erleichtern. Im Rahmen der Gleichberechtigung gibt es jedenfalls ausgewogene Unterstützung, auch wenn die App für Männer ein wenig eher da war.

Weitersagen!

Dabei sind alle digitalen Gesundheitsanwendungen auf keinen Fall allein für sich zu sehen, sie werden immer unterstützend zur Behandlung bei Ärzten und Therapeuten angewandt. Das ist auch der Grund, warum man sie nicht frei verkäuflich in den digitalen Stores bei Apple und Google erwerben kann. Im Gegensatz dazu stehen Apps im Wellness-, Lifestyle- und Trackingbereich, die von manchen Menschen oft als „Spielzeug“ angesehen werden. Leider kennen immer noch viel zu wenige Ärzte und Therapeuten die Möglichkeiten, die es bereits jetzt schon gibt. Auch ein Überblick über diese frei erhältlichen Anwendungen lohnt, selbst wenn viele dieser Produkte als Gadgets eher nur von einer wachsenden einkommensstarken Zielgruppe genutzt werden. Die Namen der aktuell 30 nachhaltig geprüften und aufgelisteten DiGA sollten alle medizinisch und behandlerisch tätigen Experten wenigstens dem Namen nach kennen!

In einer aktuellen Umfrage von EPatientAnalytics aus Berlin „gibt es einen Markt für digitale Gesundheitsanwendungen seit Ende der 90er Jahre“ und weitere Produkte mit hohen Downloadzahlen zeigen, dass sie genutzt werden.

Es ist noch viel Kommunikation nötig, damit alle verstehen, welch großartiges Potenzial  DiGA haben. Sie haben lange Zulassungsprozesse durchlaufen müssen (wenn sie dauerhaft aufgenommen wurden): dazu gehören Studiennachweise und vieles mehr. Die nur vorläufig gelisteten Unternehmen müssen diese Nachweise anschließend erbringen. Viele der oft frisch gegründeten Unternehmen haben sich mittlerweile zusammengeschlossen, um Praxen und Niedergelassene besser zu informieren.

So informiert beispielsweise auch der Ende 2019 gegründete Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e. V. als gemeinsame Stimme von mehr als 160 ehealth-Unternehmen. Der Verband vertritt seine Mitglieder gegenüber anderen Partnern des Gesundheitssystems, der Politik und der Öffentlichkeit und möchte u.a. das Zusammenspiel von DiGA mit Ärzten, Ärztinnen und Psychotherapeuten fördern.

Quelle Text: Mirjam Bauer

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