Digital Health: NOW! – Demokratisierung der Spitzenmedizin durch Digitalisierung

(Dezember 2021) Das Gesundheitswesen steht vor einer bedeutsamen Umbruchsphase: Die Entwicklungen einer telemedizinischen, digital unterstützten Versorgung in Deutschland und Europa als Wegbereiter für eine Gesundheitsversorgung der Zukunft diskutieren Expertinnen und Experten im November 2021 beim Kongress „Digital Health: NOW!“.

Veranstalter waren die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin e. V. (DGTelemed), das Innovationszentrum Digitale Medizin (IZDM) an der Uniklinik Aachen und die ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH.

„Digitaler Umbruch in der Medizin in Europa: Was ist zu tun? Die Förderung von Ideengeneratoren, Innovatoren und Impulsgebern, die Digitalmedizin als strategische Aufgabe zu begreifen, langfristig und international denken, Aufbau von europäischen Gesundheitsnetzwerken und umfangreiche Aus- und Weiterbildungsinitiativen stärken: Wir benötigen eine Generation, die über umfangreiche ‘digital skills‘ verfügt. Unser Ziel lautet daher: Gemeinsam besser versorgen, voneinander und miteinander lernen – und zwar jetzt“, so begrüßte Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA, Vorstandsvorsitzender der DGTelemed, Direktor der Klinik für operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen und Sprecher des Vorstandes des IZDM, die Kongressteilnehmenden.

Wie das aus der Perspektive der Gesundheitswirtschaft gelingen kann, verdeutlichte Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, in seiner Videobotschaft: „Unser Ziel ist es, die Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens bei der Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft auszubauen und damit eine resiliente und innovationsgetriebene Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsversorgung zu etablieren. (…) Bei der Entwicklung digitaler Gesundheitsangebote setzen Start-ups wichtige Impulse für innovative Lösungen. Das Feld der Start-up-Förderung ist ein wichtiger Baustein für unsere Digitalstrategie. Nordrhein-Westfalen ist das Land der Start-up-Unternehmen. (…) Es war mir wichtig, die Schirmherrschaft für den europäischen Digital Health Award 2021 auch in diesem Jahr zu übernehmen. Mit über 40 Bewerbungen sind viele Start-ups dabei und zeigen die Potenziale der europäischen Start-up-Szene.“

Der Preis zeichnet innovative Projekte aus dem Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung aus. Zehn der Projekte wurden durch die Jury in die engere Auswahl genommen. Nachdem sich diese in kurzen Video-Clips dem Publikum präsentierten, konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer für ihr favorisiertes Projekt voten. Platz 3 ging an das Start-Up AZmed aus Laval, Frankreich, das Diagnostikverfahren mit einem KI-gestützten Tool präziser und schneller machen will. Platz 2 erreichte das Start-Up Inuka aus den Niederlanden – ein Programm zur Prävention von Burnout in Unternehmen. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements erhalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen mit drohender oder bestehender Burnout-Erkrankung Unterstützung mit Hilfe eines digitalen Screenings und anschließendem Coaching. Über den ersten Platz freute sich das Start-Up Leila Fertility aus Berlin, das mit einer medizinischen Software Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch darin unterstützen möchte, die eigene Fruchtbarkeit zu steigern und zu verstehen, wo individuelle Ursachen der mangelnden Fruchtbarkeit liegen. Der NRW-Sonderpreis ging an das Start-Up Cynteract GmbH aus Aachen, das es mit Hilfe des intelligenten Reha-Handschuhs „Smart glove“ Menschen, die beispielsweise nach einem Schlaganfall eine Hand nur noch eingeschränkt nutzen können, ermöglicht, ihre Therapie-Fortschritte mit Sensoren zu erfassen und auszuwerten.

Demokratisierung der Spitzenmedizin

Dr. Edmund Heller, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, lenkte den Blick auf den Nutzen für Patientinnen und Patienten: „Digitale Technologien werden die Versorgung von Patientinnen und Patienten in den nächsten Jahren grundlegend verändern und stärken. (…) In der Digitalstrategie der Landesregierung nimmt der Gesundheitssektor daher einen prominenten Platz ein. Wie wichtig uns die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist, zeigt das Beispiel des Virtuellen Krankenhauses NRW. (…) Gleichzeitig mit dem Gründungsprozess hat eine Vorstufe ihre Arbeit aufgenommen – auf dem Höhepunkt der ersten Coronawelle haben die Unikliniken Aachen und Münster im März 2020 begonnen, COVID-Intensivpatienten telemedizinisch zu betreuen. In mehr als 3.100 Konsultationen wurden bisher über 500 Intensivpatienten in Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung sehr erfolgreich betreut. Die ‚Demokratisierung der Spitzenmedizin‘, wie es ein Mitstreiter (über Sinn und Ziel des Virtuellen Krankenhauses) formulierte, fasst die Erwartung, die wir alle an die Digitalisierung des Gesundheitswesens haben, gut zusammen.“

Welche europäischen Innovationstreiber auf Erfolgskurs sind, veranschaulichte der Themenblock. Unter dem Motto „Versorgung ohne Grenzen – Best Practice-Beispiele aus Deutschland und Europa“ beleuchtete der Kongress Projekte und Initiativen wie z. B. Orphanet, ein Netzwerk, das zum Ziel hat, Wissen um seltene Krankheiten zu sammeln und zu erweitern, damit die Diagnose, Versorgung und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit seltenen Krankheiten verbessert werden kann (vorgestellt von Dr. Stefanie Weber vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM). Ein weiteres zukunftsweisendes Netzwerk ist das Universitäre Telemedizinnetzwerk (UTN) für die COVID-19-Forschung, das im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) eine telemedizinische (Forschungs-)Struktur an allen 36 deutschen Universitätskliniken etablieren möchte, um so Wissen über Long COVID zu sammeln und auszuwerten. Das EU-Projekt JADECARE – Joint Action (JA) on implementation of digitally enabled integrated person-centred care möchte die Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten in der EU verbessern, indem diese patientenzentriert und auf digitalen Strukturen aufbauend abläuft.

Quelle Text und Bild: ZTG NRW