Digitale Gesundheitsversorgung braucht Interoperabilität und Austausch

(November 2022) Vom 19. bis 20. Oktober 2022 fand der siebte Deutsche Interoperabilitätstag (DIT) im Colonia Nova in Berlin statt – am ersten Tag gab es Tutorials zu den Themen HL7®FHIR® und IHE mit anschließendem offenen Austausch nach dem Open Space-Konzept. Am zweiten Tag standen Vorträge und Diskussionen zu den Themen Interop-Roadmap, HL7®FHIR®/IHE, Terminologien und European Health Data Space (EHDS) auf der Agenda.

Veranstalter des DIT waren in bewährter Kooperation der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V., HL7 Deutschland e. V., IHE-Deutschland e. V., der Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.) und die ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH.

Nur mit Interoperabilität können die Potenziale von erhobenen Daten zu Gunsten von Patientinnen und Patienten voll ausgeschöpft werden. Zwar sind die Aktivitäten rund um das Thema Interoperabilität vielschichtig: Seit Ende des letzten Jahres wurde Interoperabilität in puncto Governance vom Gesetzgeber neu ausgerichtet und parallel laufen zahlreiche Aktivitäten rund um HL7®FHIR® und die deutsche Profilierung. Doch noch immer müssen wichtige Signale und Hebel in Bewegung gesetzt werden, um in Deutschland eine zeitgemäße und zukunftsfähige Gesundheitsversorgung zu etablieren.

„Fragen wir doch das Bundesgesundheitsministerium: Wie lautet die bundesweite Strategie für Digitalisierung, Innovation und Interoperabilität?“, eröffnete Melanie Wendling, bvitg-Geschäftsführerin, den Kongress am zweiten Tag. Sie moderierte den ersten und vierten Themenblock und wandte sich mit ihrer Frage direkt an Sebastian Zilch, Leiter der Unterabteilung 52 „gematik, Telematikinfrastruktur, eHealth“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), der in seinem Vortrag die neue Digitalisierungsstrategie des BMG vorstellte.

„Allein der Koalitionsvertrag atmet das Thema Digitalisierung und Interoperabilität. Wir haben den Auftrag die ePA und das E-Rezept zu verbreiten. TI-Anwendungen sollen ein echtes Nutzenerlebnis haben“, antwortete Zilch. Interoperabilität lebe vom Austausch und das sei auch ein Ziel der neuen Digitalisierungsstrategie des BMG. „Gerade bei Interoperabilität geht es darum gemeinsam Lösungen zu finden. Wir wollen alle Akteurinnen und Akteure zusammenbringen und miteinbeziehen.“

Governance zum Thema Interoperabilität Koordinierungsstelle, Interop-Council, Expertenkreis, Arbeitskreise – seit der Einführung der Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung (GIGV) im vergangenen Jahr sei viel passiert. Da waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DIT einig. Aber aus dieser zarten Pflanze müsse jetzt ein kräftiger Baum werden. „Wir müssen machen! Alle müssen zusammenarbeiten. Der öffentliche Gesundheitsdienst, die Wissenschaft und die Versorgung. Es ist wichtig, dass KIS- und PVS-Hersteller mitmachen“, betonte Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Vorsitzende des SITiG e. V. und Leiterin des Interop Councils in ihrem Vortrag. Darin verwies sie auf Ergebnisse des Digitalradars über den digitalen Reifegrad deutscher Krankenhäuser und resümierte: „Die Strukturen und Systeme sind da, allerdings nicht ausreichend miteinander verbunden. Wir brauchen interoperable Standards, um den Informationsfluss zu optimieren.“

Die Versorgung stehe aktuell noch vor vielen Herausforderungen, so Thomas Dehne, User-Cochair IHE Deutschland e. V. und Leiter des Geschäftsbereichs IT in der Universitätsmedizin Rostock. „Interoperabilität umfasst unglaublich viele Themen: TI mit ePA, KIM etc, KHZG, Meldeportale wie DEMIS, Standardisierungen (ISiK, ISiP), Signaturverfahren und weitere gesetzliche Anforderungen sowie Forschungsprojekte“, erklärte Dehne. „Interoperabilität muss bei dieser Themenvielfalt stärker in den Fokus rücken. Es gilt Anwenderinnen und Anwender miteinzubeziehen und Verständnis für Prozesse untereinander zu schaffen.“ Schlussendlich gehe es um die Verbesserung der Patientenversorgung!

Fazit:

Raus aus der großen Abstraktion, rein in konkrete Fragestellungen. Bundesweit Interoperabilität umsetzen. Sektorale Verantwortlichkeiten der ambulanten und stationären Versorgung miteinander vereinen – perspektivisch auch die Pflege. Da müsse es hingehen. Das zeigten die Diskussionsrunden an beiden Tagen. Sehr positiv kam bei vielen Teilnehmenden das offene Open-Space Format am ersten Tag an, bei dem in kleinen Gruppensessions u. a. Themen wie ePA, EHDS und ISIK diskutiert wurden. Interaktion, fachlich offener Austausch – ein Format, das viel Inspiration bot und nicht nur räumlich Bewegung in die Veranstaltung brachte.

Einen positiven Blick – den werfen nach dem DIT alle beteiligten Veranstalter auf die Interop-Roadmap. Gemeinsam wurde schon viel erreicht. Fazit der Veranstalter: Mit neuen Formaten, die zum Austausch und zur Inspiration anregen, lässt sich noch viel mehr erreichen. Und genau dafür gibt es den DIT, der jährlich die großen Player der IT des deutschen Gesundheitswesens zusammenbringt und den Austausch fördert.

Quelle Text: ZTG

Quelle Bild: Mirjam Bauer