DMEA – Rückblick 2022

(Mai 2022) Vom 26. bis zum 28. April 2022 fand in Berlin die diesjährige Fachmesse DMEA „Digitale Medizin Expertise und Anwendungen – Connecting DigitalHealth“ statt. In bewährter Kombination aus Messe und Kongress führt die DMEA alle relevanten Akteure im Gesundheitswesen auf einer Gesundheitsplattform zum sektorenübergreifenden Austausch zusammen.

Das große Thema der Veranstaltung war das Krankenhauszukunftsgesetz mit seinen sechs Kernthemen:

  1. Einhalten von Fristen gesetzlicher Vorgaben
  2. Durchführung der digitalen Reifegradmessung
  3. Welche Versorgungseffekte müssen berücksichtigt werden?
  4. Wie geht es weiter im Antrags- und Bewilligungsverfahren?
  5. Wie geht die Finanzierung nach Auslaufen der Förderung weiter?
  6. Wie verlaufen Rückforderungen, wenn die Förderung nicht korrekt umgesetzt wurde?

Bis März 2022 wurden gerade einmal 862.000 Euro aus dem 4,4 Mrd. Euro umfassenden Krankenhauszukunftsfond (KHZF) bewilligt. Dabei hat sich die Bundesregierung mit dem KHZG hehre Ziele gesetzt:

  • Einführung Patientenportale Krankenhäuser
  • Einführung Interoperabilitätsplattform
  • Einführung Cybersecurity für Fernwartung Medizinprodukte

Was den digitalen Reifegrad angeht, so kommt Deutschland derzeit bei acht möglichen Stufen nicht über die Stufe 0 hinaus. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine aktuelle Zusammenfassung im DMEA Magazin (2022).

Wie also kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen zügig vorangetrieben werden? – Dazu bot DMEA reichlich Anregung und Gelegenheit zum fachlichen Austausch. Rund 500 Medizinproduktehersteller und Hersteller aus der IT-Branche präsentierten sich auf der Messe. Daneben fanden live und online zahlreiche Vorträge, Workshops und Podiumsdiskussionen statt. Die Zusammenfassung aller Beiträge finden Sie auf dem YouTube-Kanal der DMEA. Drei Messeschwerpunkte stachen besonders heraus, weil sie besondere Herausforderungen thematisierten:

  • Einführung Elektronische Patientenakte (ePA)
  • Einführung Klinische Entscheidungsunterstützung Radiologie
  • Vorbereitung Schnittstellen für Cloud-Anbindung VNA PACS

Erstaunlicherweise wurde die Etablierung des gesetzlich vorgeschriebenen Risikomanagements nicht wahrnehmbar thematisiert, obwohl doch alle genannten Schwerpunkte auch einer Risikobetrachtung unterzogen werden müssen. Auch die notwendige Unterstützung der Krankenhäuser bei der begleitenden Umsetzung der Anforderungen an die BSI KritisV und an den B3S-Standard wurde nur am Rande angesprochen. Dafür übte sich Gesundheitsminister Lauterbach in Optimismus und sah die Digitalisierung des Gesundheitswesens auf einem guten Weg. Als größtes Projekt des Gesundheitsministeriums nannte er die Arbeit an der Digitalisierungsstrategie und an einer entsprechenden Gesetzesvorlage, die die digitale Identität der Versicherten zum Ziel hat (heise online vom 26.04.2022). Alles in allem war die DMEA nach zwei Jahren Onlineauftritt nun wieder eine gelungene Präsenzveranstaltung, in der in einer Art Exkursion Krankenhäusern der derzeitige Stand der Technik präsentiert wurde und Mediziner und Fachleute aus der Gesundheitsbranche die digitale Gesundheitsversorgung an einem zentralen Treffpunkt erleben durften. Es bleibt abzuwarten, ob die Dynamik des Starts zur Umsetzung des KHZG beibehalten werden kann und ob parallel eine Digitalstrategie für Gesundheit, die innovativ ist und finanzierbar bleibt, von der Bundesregierung entwickelt wird.

Quelle Text: Jörg Schönfeld

Quelle Bild: Socielwave