Eine gelungene Kooperation: Innovationsforum und hospitalconcepts 2017

(Oktober 2017) Die gemeinsame Veranstaltung BMBF-Innovationsforum „Krankenhaus 4.0“ plus hospitalconcepts in Lübeck im Oktober 2017 war ein großer Erfolg: Rund 300 Teilnehmer – Entscheidungsträger aus Krankenhaus, Medizintechnik, technischen Dienstleistungsfirmen, Architekten sowie Ingenieure und Vertreter von Behörden – nahmen an dem umfangreichen Programm teil.

Das Innovationsforum umfasste die vier Säulen Hospital IT, Medizintechnik, Facility Management und Klinische Prozesse. Es adressierte in mehreren Sessions Klinik, Forschung, Technologie, Anwendung, Produktentwicklung und Industrie. Die hospitalconcepts beinhaltete Sessions zum Thema Krankenhaus-Bau 4.0 sowie geführte Besichtigungen im Klinikneubau des UKSH.

Die Idee zur gemeinsamen Veranstaltung entstand auf der hospitalconcepts 2016 – nach zahlreichen Bustransfers zum neu eröffneten Bettenhaus der Charité. Ralf Giesecke, Geschäftsführer der UKSH Gesellschaft für IT Services, hatte mit Dr. Mildner und weiteren Verantwortlichen in Lübeck diskutiert, ob eine Veranstaltung auf dem Campus Lübeck mit einemvBesuch des noch im Bau befindlichen neuen klinischen Zentrums nicht ebenso spannend sein könnte … Da die hospitalconcepts mit ihrem Bau-Schwerpunkt so aufgewertet und mit einem breiteren Themenspektrum weitere Zielgruppen anspricht, entstand mit Hilfe der Unitransferklinik Lübeck und unter Förderung des BMBF das neue Forum über zwei Tage.

Hoch spannende Einführung für alle

Zum Start führten abwechslungsreiche Vorträge die gesamte Teilnehmerschaft in die Themen der Zukunft ein. Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender am UKSH, referierte über die „Universitätsmedizin der Zukunft“. Seine Reise durch neue Technologien wie IBM Watson und zahlreiche visionäre Möglichkeiten unter anderem im Bereich der künstlichen Intelligenz endete mit den Worten, man müsse auch der Zukunft manche Entscheidungen einfach überlassen können … Anschließend stellte Frank-Michael Vrede von Vamed konkret vor, wie die Betriebsoptimierung durch IT-gestützte Prozesse bauliche und infrastrukturelle Konsequenzen hat: Logistik und IT seien künftig die Herzstücke. In weiteren Vorträgen zu Krankenhaus 4.0, Industrie 4.0 und „Value Based Healthcare à la Michael Porter“ erörterten die Referenten Perspektiven für die Medizintechnik und das Krankenhaus der Zukunft. Eine patientenzentrierte Versorgung und Vernetzung müssen die zentralen Punkte sein, erklärte Jürgen Heiko Borwieck von Philips. Dazu wird ein weiterer Zuwachs im Bereich Medizinprodukte erwartet – für digitale, gesamtheitliche Lösungen, so Markus Kuhlmann von Spectaris.

Einen Höhepunkt der morgendlichen Vorträge lieferte Dr. Nicolas Krämer von der Lukaskrankenhaus Neuss GmbH. Er stellte dar, wie eine Klinik Krisen meistern kann. Das Lukaskrankenhaus war im Februar 2016 Opfer eines Cyberangriffs geworden und musste tagelang ein Notfallprogramm ohne IT fahren. Anschaulich zeigte er auf, wie schnell eine solche unschöne Vision Realität werden kann, welche Strategien die Klinik aufwendete, um die Krise in eine Chance umzuwandeln und wie in Zukunft Hackerangriffen vorgebeugt werden kann. Er riet den Kollegen dazu, im Falle eines Angriffs die Behörden und Öffentlichkeit schnellstmöglich einzuschalten, bei finanziellen Forderungen keine Zahlungen zu leisten und erklärte, eine hundertprozentige Sicherheit könne niemand leisten. Ganz wichtig sei es, nicht tausende Euros allein in IT-Systeme zu stecken, sondern in die Menschen, die die Systeme bedienen. Der Faktor Mensch sei entscheidend!

Ausblicke …

Eine neue Erfahrung für viele der Teilnehmer bot der Rundgang durch die Grundmauern des UKSH-Neubaus, der in der Vorwoche beim Richtfest u.a. von Gesundheitsminister Hermann Gröhe, der Geschäftsführung und der Öffentlichkeit eingeweiht worden war. Voll unterkellert, mit 20 OPs und einer Kapazität von 285 Betten fügt sich das Gebäude perfekt an das äußere Erscheinungsbild des Altbestandes ein. Ein großzügiges Foyer und Tageslicht in jedem OP und Patientenzimmer – ermöglicht durch Lichthöfe über die gesamte Höhe – bieten nicht nur baulich höchsten Standard, auch optisch sollen Patienten sich durch ein ästhetisches Umfeld wohl fühlen und ggf. schneller genesen. Die zwei Pflegegeschosse trohnen oben auf dem Gebäude und bieten eine tolle Sicht auf Lübecks Skyline mit dem Holstentor, Rathaus und mehreren Kirchen, dem Wald im Süden und bei klarem Wetter Blick bis zur Lübecker Bucht.

Einblicke

Die spannenden und abwechslungsreichen Vorträge der fünf Kongress-Säulen Hospital IT, Medizintechnik, Facility Management, Klinische Prozesse und Krankenhaus-Bau 4.0 zielten auf einen intensiven Wissenstransfer und Informationsaustausch sowie die Anbahnung von Projekten und Kooperationen ab. Eine Veranstaltungs-App – gemeinsam entwickelt von Catchup und Hypros – bot alle relevanten Kongress-Infos, eine Indoor-Navigation, die Suche und Lokalisierung gewünschter Teilnehmer sowie ein umfassendes Internet-Forum, passend eingegliedert in den innovativen Rahmen.

Alle Vortragssessions hielten ausreichend Zeit für anschließende moderierte Diskussionsrunden bereit, um die Zuhörerschaft einzubinden, neue Perspektiven zu offenbaren und Lösungsansätze aufzuzeigen.

Die Medizintechnik-Vorträge befassten sich mit Interoperabilität und Vernetzung beispielsweise von Medizingeräten im OP und von Assistenzsystemen, Wartung sowie Services und der Usability. Der Komplex „Hospital-IT“ stellte neben Cloud-Services, mobilen Anwendungen und Daten-/Dokumentenaustausch auch die Cybersecurity sowie den Datenschutz dar. Dr. Roman Hipp, Porsche Consulting GmbH, hob hervor, das Gesundheitswesen stehe in der Digitalisierung gar nicht so weit zurück, nur in der Koordination, der Steuerung und in Prozessen herrsche noch Nachholbedarf. Im Bereich Krankenhausplanung 4.0 zeigte Dr. Björn Weiß, Charite Campus Virchow-Klinikum, die Entwicklung eines Urprojektes der hospitalconcepts vor zehn Jahren hin zum Intensivzimmer der Zukunft auf: Heute werden nicht nur die Lunge, das Herz und die Niere, sondern auch das Gehirn intensivpflegerisch behandelt, das Symptom „Delir“ brauche ebenso adäquate Beachtung.

Fazit?

So brachte der Kongress viele Anregungen in allen Themenfeldern und zeigte laut Manfred Wolf, Vorstand emtec, auf, dass die Digitalisierung nicht aus einem Modell, sondern aus vielen bestehe. Die virtuelle Realität sei in der Bauwirtschaft im Krankenhaus eingezogen, vielleicht weil das Zauberwort Building Information Modeling (BIM) die Digitalisierung und Prozessoptimierung der gesamten Bauindustrie international antreibe. Antrieb von vielen Seiten sei auch nötig, erklärte der ehemalige Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Björn Engholm, in seiner inspirierenden Keynote zu Beginn der Abendveranstaltung. Er habe aus eigener Erfahrung gelernt, dass manche Krankenhäuser leider aktuell noch nicht einmal in der Medizin 2.0 angekommen seien und forderte die zügige Umsetzung alter Prozesse und Papierakten auf digitale Lösungen …

Im Heft 1/2018 gibt es weiterführende Informationen zu den einzelnen Sessions des Innovationsforums.

Quelle Text und Bild: Mirjam Bauer