Frauen in Führungspositionen: Die Gesundheitswirtschaft legt personalpolitisch den Rückwärtsgang ein

(November 2020) Allen Forderungen nach mehr Gleichberechtigung von Frauen zum Trotz: Der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Gesundheitswirtschaft ist innerhalb der vergangenen fünf Jahre deutlich zurückgegangen – besonders im Bereich von Politik und Verwaltung. Das zeigt die aktuelle Studie „Frauen in der Gesundheitswirtschaft“ von PwC. Lag die Frauenquote in leitenden Positionen der Gesundheitswirtschaft 2015 noch bei 33 Prozent, beläuft sich dieser Anteil aktuell nur noch auf 29 Prozent.

Im Bereich von Politik und Verwaltung fällt diese Entwicklung besonders drastisch aus: 2015 waren in Ministerien und Behörden, die sich mit Gesundheitsfragen beschäftigen, noch 44 Prozent der leitenden Stellen in weiblicher Hand. Fünf Jahre später sind es nur noch 31 Prozent. Daran konnte offensichtlich auch das Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst, das 2015 in Kraft getreten ist, nichts ändern. „Frauen machen in der Gesundheitswirtschaft mehr als drei Viertel der Beschäftigten aus. Für deren Karriereperspektiven ist das ein fatales Signal“, sagt Sevilay Huesman-Koecke, International Director und Head of Business Development im Bereich Gesundheitswirtschaft bei PwC. „Angesichts von Pflegenotstand und Fachkräftemangel gelingt es der Gesundheitswirtschaft damit auf keinen Fall, sich als attraktiver Arbeitgeber für Frauen zu präsentieren. Dabei spielen genau diese in Führungspositionen eine wirklich wichtige Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen.“

Pharmaindustrie: Frauenquote in Top-Positionen steigt

Nur vereinzelt verzeichnet die Studie auch positive Trends im Hinblick auf die Karrierechancen von Frauen: Auf Vorstandsebene der Pharmaindustrie hat sich der Anteil von Frauen von niedrigen fünf Prozent im Jahr 2015 auf aktuell 21 Prozent erhöht und damit mehr als vervierfacht. Im Topmanagement dieser Branche sind Frauen heute zu 20 Prozent (2015: 15 Prozent) vertreten. Einen Grund dafür sieht Sevilay Huesman-Koecke in der Tatsache, dass in der mittleren Führungsebene von Pharmaunternehmen Frauen mehr als die Hälfte ausmachen (55 Prozent): „Das zeigt, dass die Förderung im mittleren Management ansetzen muss. Wenn der Frauenanteil hier stimmt, gibt es für Spitzenpositionen auch genügend qualifizierte Bewerberinnen.“

Zur Studie:

Für die Untersuchung hat PwC die Daten von 8.000 Institutionen und Unternehmen der Gesundheitswirtschaft ausgewertet, darunter 3.000 Krankenhäuser und Rehakliniken, 3.800 private und gesetzliche Krankenversicherungen, Pharmaunternehmen und Hersteller medizinischer Geräte. Hinzu kamen 1.200 Verbände und 100 wissenschaftliche Einrichtungen sowie 190 politische Gremien, Ministerien und Behörden. Untersucht wurde die Anzahl weiblicher Führungskräfte in Bezug auf Branchen, Tätigkeitsfelder und Regionen. „Frauen in der Gesundheitswirtschaft 2020″ ist die zweite Studie dieser Art nach 2015.

Quelle Text: Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers

Quelle Bild: Mirjam Bauer