Frühjahrstagung Telemedizin zum Thema „Pflege“

(Juli 2018) Welche telemedizinischen Anwendungen können helfen, Versorgungsprozesse und Behandlungsabläufe zu optimieren, damit das Pflegepersonal wieder mehr Zeit für die Patienten findet? Antworten auf solche Fragen bot unter dem Motto „Pflege in Deutschland, gerüstet für die Zukunft?“ die siebte Telemedizin-Frühjahrstagung im Juni. Zudem veranschaulichten aktuelle Vorträge aus Politik und Ärzteschaft die Gesetzeslage und künftige Szenarien.

„Zentrale Voraussetzung für ein patientenorientiertes Gesundheitswesen ist ein kooperatives Miteinander – insbesondere unter Berücksichtigung der pflegerischen Versorgung“, erklärte Prof. Dr. Gernot Marx, Vorstandsvorsitzender der DG Telemed. „Es gibt bereits zahlreiche Projekte in der Telemedizin, und die Akzeptanz bei den Patienten für diese Modelle ist sehr hoch. Wir müssen sie jetzt nur noch in die Regelversorgung bringen.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn möchte den Alltag der Pflegekräfte durch bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal entlasten – siehe das Eckpunktepapier „Sofortprogramm Kranken- und Altenpflege“. Mit 13.000 neuen Vollzeitstellen sind darin 5000 Stellen mehr als im Koalitionsvertrag vorgesehen. „Wir brauchen Anreize, um verlorengegangene Pflegekräfte zurück in den Beruf zu holen“, betonte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium und Pflegebevollmächtige Andreas Westerfellhaus in Düsseldorf. Notwendig sind dazu Änderungen der Rahmenbedingungen, beispielsweise durch Prämien, damit Teilzeitkräfte in Vollzeitstellen zurückkehren oder Auszubildende eine Festanstellung erhalten. Ferner soll dem Pflegepersonal mehr Autonomie zugestanden werden – der Beruf muss aufgewertet werden, denn Pflegende sind keine Handlanger, sondern Gleichberechtigte im interprofessionellen Team. Zudem sollten auch die Prozesse verbessert werden. 330 Millionen Euro werden bereitgestellt, also umgerechnet rund 12.000 Euro pro Einrichtung; sie können beispielsweise auch in digitale Projekte fließen. Der Gesetzesentwurf dazu kommt in Kürze.

So erklärte Westerfellhaus, Gesundheitsdaten seien ein Schatz, der nur den Behandelten gehöre. Er hält die elektronische Gesundheitsakte auf dem Smartphone für eine Pflicht, nicht Kür – in der Digitalisierung der Pflege sei der konkrete Nutzen für den Pflegebedürftigen das Maß aller Dinge.
Prof. Christel Bienstein vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe unterstrich: „Digitalisierungsprojekte gehören unbedingt heute schon in die Lehre und Fortbildung, denn künftige Generationen werden nur noch digitale Einrichtungen wählen“.

Konkrete Projekte wie Tele-Homecare, die telemedizinische Versorgung in der Notaufnahme der Uniklinik Aachen und in der Demenzversorgung zeigten auf, welche Möglichkeiten die Telemedizin heute schon in der Pflege leistet. Die examinierte Krankenschwester und Berufspädagogin Laura Preising vermittelte anschaulich die Vorteile in der außerklinischen Beatmung: Beim Personal führe sie zu mehr Handlungssicherheit, besserer Abstimmung und bekannten Fachärzten als Ansprechpartner für die Pflegenden. Letztere sind so psychisch weniger belastet und können mehr leisten. Bei den Patienten und ihren Angehörigen entstünden Kontinuität und effiziente Einflussnahme durch regelmäßige Televisiten oder Konsile. Die Reduzierung von Klinikaufenthalten durch kontinuierliche fachliche Begleitung sei aus Patientensicht ein besonders wichtiger Punkt; ferner wird die Adhärenz gefördert, da vertraute Ansprechpartner vorhanden sind. Letztlich erhöhe sich die Lebensqualität, weil sich Erkrankte und Angehörige sicher fühlten.

So bleibt in der kommenden Zeit noch viel zu tun, denn die Digitalisierung wartet nicht. Nachdem das Fernbehandlungsverbot durch die Ärztekammer gelockert wurde und bereits drei Bundesländer (BW, SH und Sachsen) dies gesetzlich verankert haben, ist die Branche gespannt, wann NRW so weit ist …

Prof. Dr. Susanne Schwalen, Geschäftsführende Ärztin von der Ärztekammer Nordrhein, betonte im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf, die Themen Pflege und Vernetzung in der Telemedizin seien wichtige Themen mit großem öffentlichen Interesse – und nun „müssen wir diese konkret umsetzen“.

Quelle Text und Bild: Mirjam Bauer