Hauptstadtkongress 2022 in neuem Ambiente

(Juli 2022) Ende Juni tagte der Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in einer neuen Location, dem HUB27 der Messe Berlin, mit mehr als 4.000 Entscheidenden aus Politik, Kliniken, Gesundheitswirtschaft, Ärzteschaft, medizinischer Forschung, Pflege und von Kostenträgern über dringliche Herausforderungen im Gesundheitswesen. 

 

In diesem Jahr stand der Kongress unter dem Motto: „Ein resilientes Gesundheitssystem – Mythos oder Möglichkeit?“, und gleich in der Eröffnungsveranstaltung kündigte Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach langfristige Strukturen an, um unser Gesundheitssystem für nachfolgende Generationen zu erhalten. Eine Steilvorlage für viele neuen Gedanken, Impulse und Diskussionen, die den Kongress über drei Tage bereichert haben: Insgesamt fanden 81 Sessions zu hochaktuellen Themen statt, rund 450 namhafte Rednerinnen und Redner traten auf, und die neue offene Arena lud die Besucherinnen und Besucher ein, sich aktiv in das Geschehen einzubringen.

Prof. Lauterbach rief dazu auf, stärker zu kooperieren, um auch künftig eine hochwertige Gesundheitsversorgung garantieren zu können: „Wir schaffen das, wenn wir langfristige Strukturen verbessern, mit nachhaltiger Wirkung.“ Eine konkrete Lehre aus der Pandemie sei es, „die Gesundheitssysteme besser auf die Gesundheitsgefahren vorzubereiten.“ Wissenschaftliche Erkenntnisse müssten stärker in der Politik gehört werden. Der Minister kündigte zudem an, die Krankenhaus-versorgung künftig bedarfsgerechter zu gestalten, „indem wir Leistungen womöglich stärker ambulant einbringen“. Außerdem werde eine praxistaugliche elektronische Patientenakte „fester Bestandteil einer neuen Digitalisierungsstrategie“ sein. Nicht zuletzt gehe es auch um „langfristig attraktive Arbeitsbedingungen in den Gesundheitsberufen, vor allem in der Pflege, und es geht um die nachhaltige Finanzierung der Sozialversicherungen.“

Dr. Thomas Götz, Staatssekretär für Gesundheit und Pflege in der Berliner Senatsverwaltung, setzt auf eine Verbesserung des Infektionsschutzgesetzes: „Das Gesetz sollte ein Repertoire darstellen, um flexibel reagieren zu können, wenn das System wieder an die Belastungsgrenzen kommt“, so Götz. Dafür brauche es ein gutes Monitoring, sowie „Indikatoren wie die Hospitalisierung, die 7-Tage-Inzidenz und die ITS-Belegung“. Zudem sollten Maßnahmen wie zum Beispiel die Anweisung in Innenräumen Masken zu tragen, zumindest möglich sein. Götz: „So wie das Infektionsschutzgesetz jetzt gestrickt ist, sind wir zu sehr eingeengt.“

Dr. Amy Neumann-Volmer, Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, berichtete über ihren Einsatz in der Ukraine. So werde vor allem „Nachschub an Medikamenten und OP-Material“ gebraucht. Gleichzeitig würden sich die Mitarbeitenden vor Ort um viele Menschen kümmern, die zu alt oder zu krank seien, um aus dem Land zu fliehen, und die unter chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes leiden würden. Neumann-Volmer: „Nur weil Krieg ist, hören Menschen nicht auf, krank zu sein.

Bis zum letzten Platz belegt waren die gleichzeitig am Tag 2 tagenden Sessions „Krankenhaus-Rating-Report: Vom Krankenhaus zum Geisterhaus“ und „Paragraphen statt Wettbewerb: Ist die goldene Zeit des Managements vorbei“. Während beim Krankenhausratingreport die einhellige Meinung bestand, dass die Krankenhäuser nach den Coronazulagen auf finanziell schwere Zeiten zugehen, gab es unter der Referenten des zweiten Forums vermehrt Diskussionen, vor allem zwischen staatlichen und privaten Trägern. Fest steht jedoch überall: Ohne deutliche strukturelle Veränderungen wird Versorgung künftig nicht funktionieren!

Kongresspräsident Prof. Dr. Karl Max Einhäupl: „Dieser Hauptstadtkongress war inhaltlich und organisatorisch einfach herausragend. Wir leben in Zeiten, die unser Gesundheitssystem stark herausfordern, umso wichtiger ist es, gemeinsam an seiner Widerstandskraft zu arbeiten. Die hochwertigen Sessions und Vorträge auf dem Hauptstadtkongress haben dazu beigetragen, viele neue Impulse und Gedanken auf den Weg zu bringen. Endlich war nach zwei Jahren Corona auch wieder der persönliche Austausch möglich, der neue und alte Netzwerke belebt hat.“ Auch das Rahmenprogramm mit Ausflügen auf der Pioneer One, in Clubs und über den Dächern Berlins trug deutlich zur Netzwerkarbeit bei: In Präsenz ist so vieles einfacher und schöner als online.

Der nächste Hauptstadtkongress findet vom 14. – 16. Juni 2023 im HUB27 in Berlin statt.

Quelle Text: HSK/Wiso/M. Bauer

Quelle Bild: Mirjam Bauer