Integriertes personalisiertes Diabetesmanagement

(März 2019) Menschen mit Diabetes benötigen mehrmals täglich Hilfe in ihrem Alltag. Neue Technologien unterstützen sie dabei. Neben den Geräten zur Glucosemessung und der Insulintherapie, die ständig weiterentwickelt und verbessert werden, helfen Datenanalysen und Entscheidungsunterstützung dabei, bessere Stabilität zu erreichen.

Eine Auftaktveranstaltung zum ATTD-Kongress (Advanced Technologies & Treatments for Diabetes) fand Ende Februar im Adlershof, Berlin, statt. Unter dem Motto “Connecting the dots” zeigten Vorträge verschiedener Experten aus Industrie und Anwendung, wie das offene Ökosystem des personalisierten Diabetesmanagements von Roche in Verbindung mit Partnern auf eine bessere Versorgung für die betroffenen Patienten abzielt und ihr Leben erleichtern kann.

Prof. Dr. Oliver Schnell, Forschergruppe Diabetes e. V. der Ludwig-Maximilians-Universität München, hob hervor, dass Diabetes immer noch zu spät erkannt werde. Häufig beginne die Erkrankung als stumme Stoffwechselstörung und werde erst entdeckt, wenn Augenhintergrundstörungen oder kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt auftreten. Daher gebe es einen hohen Bedarf an Screening. „Wir haben in einem Survey mit der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie mehr als 4000 Menschen untersucht und dabei fast 25 Prozent Diabetes entdeckt!“, so der Forscher.

„Das Diabetesmanagement beruht auf verschiedenen Säulen: zum einen auf der Therapie – der Insulingabe, Glucosesenkung etc. Ferner benutzen wir heute zunehmend Strategien, um heraufzufinden, wer ein hohes Risiko zu Komplikationen hat und wie man hier vorbeugen kann. Dabei spielt die Visualisierung der Glucosewerte eine wichtige Rolle. Die Mustererkennung aus dem PDM-ProValue Studienprogramm hat beispielsweise dazu beigetragen, den Hba1c-Wert zu senken. Zur Verdeutlichung der Mustererkennung: Ein Mensch mit flachem Glucoseverlauf hat ein deutlich niedrigeres Risiko zu Komplikationen als jemand, der eine hohe Glucosevariabilität aufweist.“

Die Studie belegt: Strukturiertes personalisiertes Diabetesmanagement hat einen großen Effekt auf die Glucose- und Hba1c-Werte. „Ferner haben wir herausgefunden, dass häufigere und frühere Modifikationen in der Behandlung ebenso sowie die Lebensstiländerung positiv wirken; zuletzt wurden auch die Netzwerke, also die Zusammenarbeit zwischen Spezialisten und behandelnden Teams, verbessert. Wir sollten noch mehr zusammenarbeiten und einfache Ansätze, die praktikabel für Patienten sind, schaffen – und diese kontinuierlich weiterentwickeln“, so der Experte weiter.

Diese Aussagen unterstrich Dr. Marcel Gmuender, Global Head of Roche Diabetes Care.

Das Ökosystem von Roche soll die Komplexität für Patienten vereinfachen. „Jeder darf sich hier einbringen; unser System enthält neben eigenen Produkten auch Messgeräte, Pens und Sensoren von Partnern. Unternehmen und Lösungen wie smartpics und mysugr sind bereits integriert. Die Interoperabilität der Technologien ist zudem sehr wichtig, damit die Integration gelingt. Am Ende wollen wir eine runde Sache für die Patienten schaffen, der sämtliche Inhalte einfach und ‚wie aus einer Hand‘ nutzen kann. Auch Leistungserbringer und Kostenträger profitieren, weil unser Ansatz zur Kostensenkung beiträgt. In Zukunft werden wir Programme wie die von IBM dazu nutzen, um prädiktive Vorhersagen zu entwickeln, auszuwerten und behandlerisch einzugreifen.“

Lars Böhm, IBM Schweiz, erklärte die Rolle des Technologieanbieters in diesem Ökosystem: „Wir sind hauptsächlich in der Datenverarbeitung und -aufbereitung involviert – zur personalisierten Modellentwicklung. Im Januar haben wir Daten zur Vorhersehbarkeit von weiteren Komplikationen, nachdem bereits Diabetes diagnostiziert wurde, publiziert. Wir trainierten dazu mit Daten aus den USA und erzielten gute Resultate, die den Vergleich mit klinischen Studien standhalten. Unser Algorithmus ist stabil. Struktur und Longitudinalität sind sehr wichtig für diese Vorhersagen … Die nächsten Schritte der möglichen Nutzung liegen nun bei Roche“.

Quelle Text und Bild: Mirjam Bauer