Interview: Innovative Finanzierungsmodelle für modernste Diagnostik

(November 2021) Digitale Technologien verändern die Radiologie grundlegend. Die Vorteile: eine exzellente Bildauflösung bei niedriger Strahlendosis und kurzen Scanzeiten. Die Aufnahme geschieht kompressions- und damit schmerzlos. Neue Geräte erleichtern die Diagnostik, sind jedoch gleichzeitig sehr kostenintensiv.

Zielgerichtete Finanzierungsangebote eröffnen Praxen und Kliniken den Zugang zu modernster Technik und neuen, besseren Diagnose- und Behandlungsmethoden. Wir haben zu diesem Thema mit Dirk Hermann, Vertriebsleiter Medizintechnik, BNP Paribas Leasing Solutions, gesprochen.

Welche prinzipiellen Möglichkeiten der Finanzierung gibt es in diesem Bereich?

Die klassischen Finanzierungsformen wie Kredit oder Leasing gibt es auch für medizinische Geräte. Bei Leasingverträgen mit Vollamortisierung wird der Kaufpreis inklusive Zinsen, Verwaltungskosten oder ähnlichem während der Laufzeit vollständig getilgt. Bei der Teilamortisierung wird während der Vertragsdauer nur ein Teil der Gesamtinvestition über die Raten amortisiert. Der bei Vertragsabschluss definierte Restwert, beispielsweise 10 Prozent des Kaufpreises, wird dann mit Beendigung der Grundlaufzeit fällig. Ärzte können in beiden Varianten das Gerät kaufen oder an den Leasinggeber zurückgeben. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit des Mietkaufs. Dabei kauft die Bank das Gerät für den Kunden und vermietet es zu festen Raten. Hier geht am Ende der Laufzeit das Eigentum automatisch an Kunden über.

Solche Finanzierungsformen bieten auch Hausbanken an, wo ist der Unterschied zu spezialisierten Anbietern?

Richtig, vor allem Darlehen werden oftmals von Hausbanken angeboten. Zahlreiche Geräte, insbesondere in der Radiologie, sind aber sehr kostenintensiv. Da geht es relativ schnell um vergleichsweise hohe Summen. Hausbanken verlangen deshalb oftmals Zusatzsicherheiten wie Hypotheken auf existierendes Eigentum. Sie trennen somit nicht immer zwischen privaten Investitionen und denen, die für die berufliche Ausübung notwendig sind. Bei spezialisierten Finanzierungsanbietern ist dies nicht erforderlich. Der Grund ist einfach, dass wir den Markt und auch die Objekte gut kennen. Wir arbeiten mit einem breiten Hersteller- und Fachhandelspartnernetzwerk in der Finanzierung wie beispielsweise mit der Examion GmbH zusammen, die auf Medizinprodukte für die digitale Radiografie spezialisiert ist. Für Mediziner, die einen Brust-CT-Scanner finanzieren wollen, hat das schlicht den Vorteil, dass wir die Geräte und deren Wert gut einschätzen können und dies in die Bonitätsprüfung mit einfließen lassen. Zudem können die Kunden bei uns speziell auf ihr Gerät zugeschnittene Service- und Wartungsverträge abschließen.

Welche Vor- und Nachteile haben Darlehen und Leasing?

Bei den investitionsintensiven medizinischen Geräten favorisieren die meisten Kunden das Leasing. Dafür gibt es mehrere Gründe: Das Leasing von hochmodernen medizinischen Technologien – wahlweise auch als Full-Service-Leasing mit integrierten Service- und Wartungsleistungen – bietet den Praxen die notwendige Flexibilität, veraltete Technik und Technologien zu ersetzen und somit einem Investitions- und Innovationsstau entgegenzuwirken. Gleichbleibende monatliche Leasingraten sorgen für Kostentransparenz und Planungssicherheit und schonen die Liquidität. Nicht zu vernachlässigen ist auch der steuerliche Aspekt, da die Leasingraten geltend gemacht werden können. Bei den klassischen Varianten wie Darlehen oder Mietkaufverträgen steht das wirtschaftliche Eigentum des Objekts im Vordergrund. Bei Geräten mit einer langen Nutzungsdauer kann ein Darlehen oder Mietkauf durchaus Sinn machen. Die Frage ist natürlich: Was ist lang? Die European Society of Radiology geht davon aus, dass radiologische Systeme alle zehn Jahre erneuert werden sollten. Durch Darlehen finanzierte Objekte stehen dann aber sehr häufig bis zu 15 Jahre in den Praxen. Hier wächst mit zunehmender Dauer das wirtschaftliche Risiko.

Wie sieht es mit dem wirtschaftlichen Risiko aus?

Das wirtschaftliche Risiko ist beim Eigentum naturgemäß höher. Man sollte beispielsweise berücksichtigen, was es kostet, wenn die Maschine ein paar Tage ausfällt oder gar ganz ausgetauscht werden muss und die Praxis dann über einen Zeitraum nicht in vollem Maße betrieben werden kann. Im schlechtesten Fall bedeutet dies Reputationsrisiken durch wartende Patienten oder durch eine länger werdende Behandlungswarteliste. Zusätzlich werden mit steigender Objektdauer die Wartungsintervall häufiger und teurer.

Beim Leasing besteht zusätzlich die Möglichkeit, eine objektspezifische Versicherung abzuschließen, die in Kombination mit eventuellen Wartungsintervallen einen zusätzlichen Schutz darstellt. Sollten nicht durch die Wartung abgedeckte Ereignisse, wie beispielsweise eine Überspannung auftreten, greift je nach gewählter Versicherung eine Reparatur oder ein Austausch des Objektes – sofern irreparable Schäden aufgetreten sind.

Durch die festen, planbaren Raten beim Leasing können Praxen zudem eine einfache Rentabilitätsrechnung anstellen, beispielsweise indem sie die laufenden Kosten den Gebührenordnungen der gesetzlichen Krankenversicherungen mit den geschätzten Behandlungen pro Monat gegenüberstellen. Das wirtschaftliche Risiko kann dadurch besser eingeschätzt und die Entscheidung für oder gegen eine Investition damit fundierter getroffen werden.

Quelle Text: Examion GmbH

Quelle Bild: BNP Paribas