Medica-Nachlese via KKC „Digitalisierung trifft Gesundheit“

(Dezember 2018) Der Gemeinschaftstand des KKC e. V. bot während der Medica 2018 ein exzellentes und abwechslungsreiches Programm mit einem breiten Spektrum an Diskussionen, Round-Table-Gesprächen und Vorträgen. Unter dem Motto „Digitalisierung trifft Gesundheit“ diskutierten Experten aktuelle Fragestellungen des Gesundheitswesens sowie Neuigkeiten und Trends.

Am Montag und Dienstag informierte Yvonne Hille, GF Europa der aerophelia, mit Fachexperten aus dem Gesundheitswesen über „Digitalisierung im Projektmanagement – wie erreichen wir die PolePosition? “. Digitalisierung verändert unsere Arbeitsweise dramatisch und vielfältig. Innovationszyklen werden kürzer, angepasste Anforderungen an die Organisation der Arbeit sind notwendig. Dies gilt insbesondere für das Projektmanagement, hier erfolgen die Planungen und Vorbereitungen zur Umsetzung. So ändert sich die Art und Weise wie Projekte durchgeführt werden soll(t)en, auch unter Berücksichtigung der Themen Compliance, Datenschutz und Qualitätsmanagement und weiterer Schnittstellenbereiche. Information, Wissen und Qualifikation sind Voraussetzungen, um fit zu sein für die Digitalisierung. Früher besiegten die Schnellen die Langsamen, heute gewinnt Kommunikation vor Datenverarbeitung!

Expertengruppen suchen Lösungen zur Digitalisierung

Zur Erarbeitung einer Analyse und Konzeptionierung diskutierten zwei Expertengruppen aus unterschiedlichen Fachbereichen, darunter Heidrun Wehmeyer, Gabriele Zimmermann, Studenten vom Stud.-Consulting-Team Göttingen, Dennis Holtz, Axel Schrader, FKT-Präsident Horst Träger, Prof. Dr. med. Michael Fantini (Ärztlicher Direktor, KRH Klinikum Region Hannover GmbH), KKC-Präsident Manfred Kindler und Claus Rückert. In einem lebendigen, informativen und zielgerichteten Austausch mit vielen anregenden Ideen entstanden Lösungsansätze zu den erörterten interdisziplinären Fragen. Auch Hilfestellungen zur Lösung von komplexen Problemfelder wurden herausgearbeitet. Das Wichtigste bei der Digitalisierung, so der Tenor der Teilnehmer, sei, diese als Werkzeug zu sehen und alle Generationen, auch die Jüngeren, abzuholen. Sehr wichtig und hilfreich wurde die Bildung von Zweier-Teams mit verschiedener Digitalisierungserfahrung gesehen. Diese ergänzen sich und lernen voneinander. So gehen Veränderungsdrang und langjähriges Wissen, auch bei längeren oder nur teilweise umgesetzten Projekten, nicht verloren. Alle Ideen, die zu berücksichtigenden Punkte und die Bewertung von Chancen sowie Risiken, können so einbezogen werden.

Mit einer einfachen Abbildung der aktuellen Prozesse in Tools sei es selten getan. Es muss beachtet werden, dass sich Prozesse, Schnittstellen, Arbeits- und Kommunikationskultur im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung ändern. Dies wird leider oft vergessen, muss aber im Arbeitsalltag und insbesondere in Projekten eine größere Berücksichtigung finden. Andere Länder sind bereits wesentlich weiter, doch alle Teilnehmer waren sicher: Auch im deutschen Gesundheitswesen ist es möglich, flächendeckend und nicht nur durch Insellösungen mitzuhalten – und die Digitalisierung als Chance zu sehen und zu nutzen.

Gespräche zur Arbeitswelt der Zukunft

Weitere Gesprächsrunden unter Leitung von Heidemarie Hille, Inhaberin der aerophelia, befassten sich mit weiteren Fragestellungen. Denn die Digitalisierung verändert die Rahmenbedingungen und somit die Arbeitswelt von morgen dramatisch! Diese Auswirkungen sind kritisch zu verfolgen und Schwachstellen zu kommunizieren. Wie kann Unterstützung für Lösungen in interdisziplinären Fragen durch Fortbildung gegeben werden, wie kann Beteiligten bei der Lösung der komplexen Problemfelder geholfen werden? Welche Veränderungen kommen auf die Dozenten / Referenten zu und wie sind Akademien gesamt betroffen? Ist Fortbildung im klassischen Sinne passé? Erfolgt Lernen „mal eben so nebenbei“ durch Recherchieren im Internet? Die Frage nach der Fortbildung im Zeitalter der Digitalisierung – Herausforderung an die didaktischen Akteure? diskutieren Experten aus Hochschulen und Weiterbildungsakademien: Axel Schrader, Rainer Guse, Prof. Dr.-Ing. Kurt Becker, Heidrun Wehmeyer, Gabriele Zimmermann, Sabina Hagedorn und Horst Träger.

Im Mittelpunkt der Fragestellung befand sich die Veränderung der Wissensvermittlung, einer notwendigen Weiterbildungskultur sowie der veränderten Priorität der HR-Experten bei der Suche nach zukünftigen Beschäftigten. Alle Diskussionsteilnehmer konnten aus der Praxis ihrer eigenen Erfahrungen mit unterschiedlichen Aspekten des Blended Learnings die Problematik beleuchten. Prof. Becker, Apollon Hochschule, fasste zusammen: „Moderne Lehre im Fernstudium nutzt realistische Fallbeispiele mit herausfordernden Aufgabenstellungen, um einen nachhaltigen Lernerfolg zu erzielen. Dabei ist es wichtig, einen Methodenmix zu finden, der die klassische Literaturarbeit mit modernen Medien, Online Vorträgen und –tutorials, die virtuelle Wahrnehmung (AR) oder virtuelle Realität (VR) integriert. Persönliche Gespräche und Coachings, Wiederholungen und gelegentliche Überprüfung des Gelernten sind dabei ebenso wichtig, wie die Freude und Erfolgserlebnisse beim Lernen und Erfahren.“
Die lebhafte, praxisbezogene Diskussion war insgesamt ausgewogen und informativ. Sie vermittelte den Zuhörern eine Vielfalt der Positionen und Blickwinkel.

Digitale Strukturen in Kliniken

Die zweite Diskussionsrunde beschäftigte sich mit digitalen Strukturen, ohne die deutsche Krankenhäuser nicht überleben werden. Ein konkreter Nutzen wie beispielsweise die Verbesserung bei der Patientenversorgung ist bislang eher diffus. Chancen und Risiken sind für alle Akteure im Gesundheitswesen neu auszuloten. Die Patienten werden kritischer, sie informieren sich – über ihre Diagnose, über Behandlungsmöglichkeiten, über das empfohlene Krankenhaus. Doch viele Häuser haben den Schritt der Neuausrichtung ihres Marketings bisher nicht getan. Digitale Kommunikation ist kein Hexenwerk.

Bei der Suche nach den „Auswirkungen der Digitalisierung auf die sektorenbergreifenden Bereiche im Gesundheitswesen“ beleuchteten Experten die Fragestellung von unterschiedlichen Seiten. In den Vordergrund rückte der Blick auf Vorteile der Digitalisierung für die Patientenversorgung und die Problematik zur Überwindung der Sektorenbrüche. Wie sieht die Zukunft aus bei der zunehmenden Verwendung von Gesundheits-Apps und ist hier eine Nutzung mit echtem diagnostischem oder therapeutischem Anspruch denkbar? Max Schröfelbauer,CEO Medicospeaker, fasste zusammen: „Die Digitalisierung wird viel bewegen im Gesundheitswesen, in sämtlichen Bereichen. Gerade in Deutschland, das hier noch sehr hinterher hängt. Genau deshalb haben wir die Chance, hoffentlich mithilfe des Gesetzgebers, wunderbare Rahmenbedingungen zu schaffen und richtungsweisend für die digitale Transformation des Gesundheitswesens zu agieren. Ein Masterplan, eine Vision muss her, die Schritt für Schritt zu realisieren ist.“

Dabei können verschiedenste Aspekte berücksichtigt werden. Wie schafft man es medizinische Einrichtungen in die schwarzen Zahlen zu führen? Wie schafft man es das Personal zu entlasten und zu unterstützen? Wie erhöht man die Qualität der Versorgung und Pflege? Wie die Patientensicherheit? Die Digitalisierung bietet auf all diese Fragen Antworten. Nun gilt es, diese Antworten zu hören, zu diskutieren und den beschriebenen Weg zu beschreiten. Ansonsten wird sich in Deutschland am Zustand des „Hinterher seins“ nichts ändern.

So lautete das einstimmige Fazit: Die Probleme zur Herstellung sinnvoller Rahmenbedingungen überlagern bisher die notwendige Fokussierung auf den Patienten.

Quelle Text: Heidemarie Hille

Quelle Foto: Mirjam Bauer