Medizinische Physik im Jubiläumsjahr 125 Jahre nach Entdeckung der Röntgenstrahlung mit aktuellen Forschungen und Erkenntnissen

Magnetic resonance imaging of the brain(September 2020) Zur 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) werden vom 9. bis 11. September die neuesten Forschungsergebnisse, Spitzentechnologien sowie aktuelle technologische Trends auf dem ständig wachsenden Gebiet der Medizinischen Physik diskutiert.

Im Vorfeld geben die Kongresspräsidenten erste Einblicke zu den aktuellen Schwerpunkten des Kongresses.

Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Wolf, Leitender Medizinphysiker der Klinik und
Poliklinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Leipzig:

Der Großteil der Medizinischen Physik spielt sich gewissermaßen auf den Gebieten der Anwendung ionisierender Strahlung und radioaktiver Stoffe zu medizinischen Zwecken ab. Jeder kennt das „Röntgen“ und die Computertomografie, vielen sind auch nuklearmedizinische Untersuchungen und Therapien bekannt, und dass die Strahlentherapie ein Verfahren zur Behandlung von Krebs ist, gehört auch durchaus zur Allgemeinbildung. Bei den Tätigkeitsfeldern der Medizinphysiker nimmt die Strahlentherapie, oft auch als Radioonkologie bezeichnet, einen Anteil von etwa 80 Prozent ein. Der Fokus der Themen dieser Tagung liegt daher auf diesem Gebiet. Ferner gehören die Medizinische Physik des Hörens in der Audiologie, die Medizinische Optik sowie diesen verwandte Gebiete dazu.

Ebenso hat das Gebiet der der Molekularen Bildgebung hat in den letzten Jahren teilweise quantensprungartige Fortschritte gemacht. Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz sehr effizienter und schneller digitaler Detektorsysteme für die Positronen-emissionstomografie – bekannt als PET bzw. PET-CT. Hier sind inzwischen hocheffiziente und für Patienten aber auch Ärzte und MTRAs sehr komfortable Systeme verfügbar. All diese Systeme sind Hybridsysteme aus struktureller und funktioneller Bildgebung, also zumeist kombinierte Systeme aus CT und PET bzw. SPECT. Ein
weiterer Meilenstein der molekularen Bildgebung ist die seit einigen Jahren verfügbare Kombination aus PET und MRT, sodass beide Bildgebungen simultan ablaufen können, den Patienten also sozusagen in einem „Rutsch“ eine umfassende ganzheitliche Diagnostik angeboten werden kann.

Prof. Dr.-Ing. Bernhard Sattler, Leitung Medizinische Physik und Strahlenschutz der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Leipzig:

Neben diesen klassischen Themen, die traditionell und orientiert am täglichen Bedarf an medizinphysikalischer Expertise einen Großteil des Programms ausmachen, erhalten in diesem Jahr Fragen der Anwendung ionisierender Strahlung in Nuklearmedizin und Radiologie wieder mehr Raum. Bei der Novellierung des Strahlenschutzrechts Anfang letzten Jahres gab es einige Neuerungen, die eine engere Involvierung von Medizinphysikern bei diesen Anwendungen erfordern, gerade weil diese Verfahren immer komplexer werden und eine sich kontinuierlich, teilweise auch rasant weiter entwickelnde Technik nutzen, die eine immer individuellere, also auf die einzelne Patientin bzw. den einzelnen Patienten und deren jeweiligen Verhältnisse und Erkrankungen zugeschnittene Diagnostik und Therapie erfordern.

Die Strahlentherapie hat in den letzten Jahren gerade auch durch neue
und verbesserte Verfahren der Bildgebung – die Magnetresonanztomografie (MRT),
nuklearmedizinische Verfahren wie die PET-CT oder auch seit kurzem die PET-MRT – große Fortschritte bei der Lokalisation von Tumoren und Metastasen gemacht. Flankiert wird das durch Entwicklungen auf dem IT-Sektor. Hier reicht die Spanne von schnelleren und verbesserten Verfahren der Bestrahlungsplanung, also der Festlegung von Anzahl und Art der Strahlenfelder auf der Basis immer präziserer Berechnung der dem Patienten verabreichten Dosis, bis hin zum Einsatz der IT für die Steuerung und Kontrolle der Bestrahlungen und zur Dokumentation und Auswertung der
Ergebnisse einer Strahlenbehandlung. Auch diese Themen werden auf der Tagung adressiert. Auch um die Partikeltherapie geht es, ein Verfahren, das hauptsächlich Protonen, seltener auch Kohlenstoff-Ionen für die Strahlentherapie einsetzt, die
aufgrund der Wechselwirkungsphysik in speziellen Fällen durchaus Vorteile in der physikalischen Dosisverteilung bieten. Aufgrund des großen technischen Aufwandes ist allerdings diese – zudem relativ aufwändige und teure Technologie nur an wenigen Standorten verfügbar, unter anderem in Dresden.

Weitere Informationen sowie das wissenschaftliche Programm gibt es auf der Tagungshomepage www.dgmp-kongress.de.

Quelle Text: DGMP

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