Medizintechnik-Branche steht vor großen Herausforderungen

(Juni 2020) Die europäische Medizintechnik-Branche ist einem tiefgreifenden Veränderungsprozess ausgesetzt: Preisdruck, Digitalisierung und Internationalisierung sowie die Verschärfung der regulatorischen Anforderungen stellen mittelständische MedTech-Unternehmen vor große Herausforderungen und führen zu einer erheblichen Beschleunigung der Konsolidierung.

Auch wenn die Tragweite der Covid-19-Pandemie derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden kann, ist mit einer Einschränkung des künftig zur Verfügung stehenden finanziellen Handlungsrahmens der betroffenen Unternehmen zu rechnen. Für die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit durch Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle sowie für die Verwertung von Marktchancen werden Unternehmen daher zukünftig stärker auf neue Investoren und Zusammenschlüsse angewiesen sein.

Die Marktstudie „Medizintechnik 2020“, die die Luther Rechtsanwaltsgesellschaft und das internationale Corporate Finance Beratungshaus Clairfield International in Kooperation mit dem Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) und dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) zum zweiten Mal herausgeben, analysiert die aktuelle Marktentwicklung auf nationaler und internationaler Ebene sowie die wichtigsten Trends in der MedTech-Branche und auf dem Transaktionsmarkt. Sie zeigt zudem auf, wie mittelständische Medizintechnikunternehmen den aktuellen Herausforderungen begegnen können. Neben einer vertieften Analyse der verfügbaren Zahlen und Quellen basiert die Studie auf einer Befragung von Marktteilnehmern sowie der Analyse von 900 MedTech-Unternehmen. Erstmalig wird zusätzlich auch der aufstrebende asiatische Medizintechnikmarkt näher beleuchtet.

Wesentliche Ergebnisse der Studie:

Die künftige Wettbewerbsfähigkeit der mittelständisch geprägten Medizintechnikbranche in Deutschland wird laut der Umfrage von zwei wesentlichen Erfolgsfaktoren abhängen. Bei technischen Entwicklungen wird es verstärkt darauf ankommen, eine intelligente Vernetzung mit komplementären Anbietern zu erreichen und Produkte zu digitalisieren bzw. durch Software intelligenter zu machen. „Der rasante technische Wandel erfordert strategische Allianzen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit lässt sich insoweit nur durch strategische Zukäufe oder langfristige Kooperationen sichern,“ unterstreicht Dr. Ulrich Philippi, Partner bei Luther und Experte für M&A-Transaktionen in der Branche. Um die Wachstumsziele zu erreichen, haben 46 Prozent der Teilnehmer unserer Befragung angegeben, künftig auf Kooperationen zu setzen, die Hälfte der Befragten plant den steigenden Anforderungen durch Zukäufe zu begegnen.

Die Vorteile der Digitalisierung zeigen sich insbesondere im Bereich der Erfüllung datenschutzrechtlicher Compliance-Anforderungen, der Steuerung von Prozessen zur Erhöhung der Produktivität sowie bei der steigenden Anzahl digitaler und Software-basierter Produkte. „Die Digitalisierung ist aktuell der Turbo für das Innovationsgeschehen in der Medizintechnik. Aktuelle Änderungen des Rechtsrahmens wie das Digitale Versorgungsgesetz sollten Hersteller jetzt nutzen, um neue Produkte im Heimatmarkt zu etablieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit mit digitalen Gesundheitslösungen auszubauen,“ erklärt Rechtsanwältin Cornelia Yzer, Koordinatorin der Industriegruppe Health Care & Life Science der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft. Etwa 20 Prozent der Teilnehmer unserer Befragung erwarten durch die wachsende Digitalisierung einen Umsatzanstieg von über 10 Prozent.

Nach wie vor sind die USA der größte MedTech-Markt der Welt. Geprägt durch technologische Einflüsse ist der amerikanische Markt Vorreiter in den Bereichen E-Health und künstliche Intelligenz. Neben den USA haben Asien und Indien das größte Wachstumspotenzial. Insbesondere für deutsche Unternehmen sind die Chancen groß, denn Medizintechnikprodukte „Made in Germany“ genießen hinsichtlich Qualität und Technologieführerschaft ein hohes Ansehen.

Quelle Text: Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH

Quelle Bild: Mirjam Bauer