Medizintechnik-Projekt für die Nordseeregion: Exoskelette sollen schwere Arbeit erleichtern

(Juni 2020) Exoskelette können zur Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt werden. Die außen am Körper anliegend getragene Konstruktion nimmt die auf bestimmte Körperregionen einwirkenden äußeren Kräfte auf und leitet sie ab. So können Menschen mit passiven Exoskeletten verschiedene Bewegungen wie etwa das Heben von schweren Gegenständen mit weniger Kraftaufwand ausüben – oder in sonst unergonomischer Haltung, etwa beim Blick zur Decke, länger ohne große Ermüdungserscheinungen oder Muskelbeschwerden arbeiten.

Das internationale Projekt Exskallerate hat sich zum Ziel gesetzt, Exoskelette vermehrt einzusetzen. Der Gesundheitscampus Göttingen, ein Kooperationsprojekt der HAWK und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist einer von 13 Projektpartnern aus sechs an der Nordsee angrenzenden Ländern. Das Vorhaben dient dazu, die Technik bei Bau- oder Industriearbeiter*innen zu testen, anzuwenden und weiterzuentwickeln. Im Baugewerbe, in der industriellen Fertigung, in der Logistik, Lageristik und in der Pflege müssen Menschen schwere Arbeit verrichten, die Rücken und Muskulatur belastet. Krankheiten und damit Arbeitsausfälle sind oft die Folge. Abhilfe könnten bei der Arbeit getragene Exoskelette schaffen, die die anstrengenden Tätigkeiten erleichtern.

„Die HAWK ist seit Projektstart im Januar 2020 Partner und betreut unter anderem die Anwendung von verschiedenen Exoskelett-Varianten“, sagt Prof. Dr.  Christoph Rußmann, der im Studiengang Mediziningenieurwesen lehrt. Rußmann leitet das Projekt auf Seiten des Gesundheitscampus Göttingen und beschreibt: „Um das Exoskelett-Design weiterzuentwickeln, werden serienmäßig produzierte, passive Exoskelette in Feldlaboren erprobt und die zu verbessernden Produktmerkmale ermittelt. Ziel ist, die industrielle Anwendbarkeit und Akzeptanz in der Industrie zu erhöhen.“

Bis zu 44 Millionen Arbeitnehmer*innen in der Europäischen Union (EU) sind von arbeitsplatzbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffen, die der Industrie jährliche Gesamtkosten von mehr als 300 Milliarden Euro verursachen. Exoskelette haben die Fähigkeit, die Zahl der Verletzungen des Bewegungsapparats zu verringern und den Komfort am Arbeitsplatz zu erhöhen, wodurch die Kosten für ein Unternehmen langfristig gesenkt werden können.

Das internationale Konsortium aus Unternehmensförderungsorganisationen, Clustern und Forschungsinstituten wird Feldlabore entsprechend den wichtigsten KMU-Herausforderungen mitgestalten. Die Partner werden verschiedene Workshops durchführen, in denen Expert*innen Instrumente zur Unterstützung der Entscheidungsfindung bei der Einführung von Exoskeletten vorstellen werden – eine Schlüsselherausforderung, die eine derzeitige Einführung einschränkt.

Partner

  • Aalborg University (DK)
  • Centre for Information Technology and Architecture (DK)
  • Construction Scotland Innovation Centre (UK)
  • Edinburgh Napier University (UK)
  • HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst Göttingen (D)
  • Högskolan i Gävle (University of Gävle) (SE)
  • InnovationQuarter (Lead Partner) (NL)
  • Katholieke Universiteit Leuven (Catholic University of Leuven) (NL)
  • MoWiN – Regionalmanagement Nordhessen (D)
  • Provinciale Ontwikkelingsmaatschappij West-Vlaanderen (Provincial Developement Agency West Flanders) (BE)
  • TNO Netherlands Organisation für Applied Scientific Research (NL)
  • University of Twente (NL)
  • Vrije Universität Brussel (Free University of Brussels) (BE)

Quelle Text: HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst

Quelle Bild: Mirjam Bauer