Mittelstand mahnt Regierungskoalition, endlich mehr für die Unterstützung des Pflegebereichs zu tun

(Mai 2022) Zum Internationalen Tag der Pflege am 13. Mai hat der Bundesverband  Mittelstand BVMW die Regierungskoalition und insbesondere das Bundesgesundheitsministerium nochmals daran erinnert, die im Koalitionsvertrag groß angekündigten Pläne für die Unterstützung im Pflegebereich endlich anzugehen.

„Sechs Monate nach der Wahl herrscht in der Pflege große
Ernüchterung. Den damaligen Ankündigungen sind bislang kaum Taten
gefolgt. Vielmehr muss man sich fragen, ob überhaupt das, was damals
niedergeschrieben wurde, noch so gewollt ist“, macht Christine
Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. und Mitglied des
Kuratoriums des Beirats Gesundheit des BVMW, in Berlin deutlich.
„Dabei ist während der Pandemie doch für jeden deutlich sichtbar
geworden, wie schlecht es um die Pflege in Deutschland steht“, so
Vogler. „Ein Weiter-so kann es für die Branche wie auch für die
Gesellschaft daher eigentlich nicht geben.“ Der Einsatz der
Pflegenden in den vergangenen zwei Jahren habe ein starkes Zeichen
der Wertschätzung verdient, so die Pflegeexpertin. „Nur so lässt sich
der Pflegenotstand bekämpfen.“ Dass Pflegekräfte den Inhalt ihrer
Arbeit grundsätzlich schätzen, zeigen aktuelle Studien. Demnach sind
mindestens 300.000 eventuell sogar bis zu 660.000 Pflegekräfte, die
ihren Beruf aufgegeben haben, zur Rückkehr oder Stundenerhöhung
bereit.
Christine Vogler: „Für diese Entwicklung müssten sich aber einige
Parameter fundamental ändern: Neben einer angemessenen Bezahlung, die
insbesondere Fort- und Weiterbildung anerkennt, und einer klar
begrenzten Arbeitszeit, braucht es mehr Zeit für qualitativ
hochwertige Pflege durch eine bedarfsgerechte Personalbemessung.“ Der
BVMW hatte im vergangenen Jahr vor der Bundestagswahl aufgezeigt,
woran das Pflegesystem in Deutschland krankt: Das Positionspapier
„Verbesserungen der Situation in der Pflegebranche“ benennt
elementare Hebel, um Pflegende zu entlasten und die Rahmenbedingungen
insgesamt zu verbessern.
Als zentral wird dabei angesehen, die Personalkapazitäten –
beispielsweise durch qualifizierte Zuwanderung oder durch eine
stärkere Einbindung von Ehrenamtlichen – zu erhöhen. Zudem könnten
steuerliche Vorteile für Pflegende einen Anreiz schaffen, um wieder
mehr Menschen für die Pflege zu gewinnen. Darüber hinaus sollte es
größere Investitionen in die Prävention, bessere Absprachen zwischen
den Ministerien, ein verständliches und einheitliches Vertragsrecht
sowie mehr Schnittstellen zwischen stationärer und ambulanter
Versorgung geben.
Das Positionspapier des BVMW können Sie hier herunterladen:
Quelle Text: Der Mittelstand. BVMW e. V.
Quelle Bild (C. Vogler): Mirjam Bauer