Ob KI, Health-Apps, Labormedizin oder Robotik: Start-ups mischen den Gesundheitsbereich auf

(Juli 2023) Die Medica in Düsseldorf dient als globale Leitveranstaltung für Start-ups, die in den Gesundheitsbereich einsteigen möchten.  Vom 13. bis 16. November werden mehrere hundert junge Entwicklerteams nach Business-Kontakten für Kooperationen, Finanzierung, Fertigung, Produktzulassung, Vermarktung oder Vertrieb ihrer Produktideen suchen.

Zahlreiche Programm-Highlights rücken die Gründerszene gezielt in den Fokus und bieten den Start-ups eine ideale Bühne, um ihre innovativen Lösungen vorzustellen und mit der internationalen Gesundheitsfachwelt ins Geschäft zu kommen. Anzuführen sind die Start-up Competition, der Healthcare Innovation World Cup, der Start-up Park und rund 100 weitere Start-up-Beteiligungen. Interessierte Start-ups können sich über das Reglement und die Optionen der Teilnahme an den Wettbewerben auf der Medica- Programm-Seite informieren (https://www.medica.de/mchf1). Hier geht es um die gesamte Bandbreite an Innovationen für den Healthcare-Bereich: von Künstlicher Intelligenz (KI), über Health-Apps, Lösungen für die Labordiagnostik bis hin zu medizinischer Robotik. Erstmals in diesem Jahr neu hinzugekommen ist die Kategorie „Nachhaltigkeit“.

Vorjahres-Siegerteam profitiert von weltweiter Sichtbarkeit

Das spanische Start-up Idoven war das Siegerteam des Wettbewerbs 2022 und zieht in der Folge großen Nutzen aus der Beteiligung. Das junge Unternehmen hat nach eigenem Bekunden eine „Cardiology-as-a-service“-Plattform entwickelt, die auf KI basiert. Diese hauseigene KI nutzt Elektrokardiogramme (EKG) beliebiger Dauer und von beliebigen Diagnose-Tools, um die Genauigkeit und Konsistenz der Interpretation zu verbessern. Rika Christanto, operative Geschäftsführerin von Idoven war sehr überrascht, wie global sich die Messe zeigte. Hilfreich war zudem, sich während der Messe auch mit anderen Start-ups auszutauschen, etwa hinsichtlich der Überwindung regulatorischer Hürden für den Marktzugang.
Für die Fortsetzung des Wachstumskurses ist Idoven auf der Suche nach weiteren Kooperationen, arbeitet intensiv an der Leistungsfähigkeit der eigenen KI-Tools sowie auch an der Nutzen-Evaluation ihrer Lösungen im klinischen Einsatz. Wie wichtig weltweite Sichtbarkeit für Start-ups ist und damit beispielsweise die Teilnahme an international erfolgreichen Messeveranstaltungen wie der MEDICA dokumentiert eine Zahl: Idoven gelang es bereits, eine Finanzierung in Höhe von knapp 20 Millionen US-Dollar (rund 18,1 Millionen Euro) für die Realisation anstehender Projekte und die weitere Entwicklung einzuwerben.

Healthcare Innovation World Cup: intelligente Medtech-Geräte der nächsten Generation

Für Start-ups, Scale-ups und kleinere mittelständische Unternehmen könnte die  Beteiligung beim 15. Healthcare Innovation World Cup interessant sein. Hier geht es um intelligente „Internet of Medical Things“-Lösungen (IoMT) wie digitale Biomarker, smarte Pflaster oder vernetzbare Wearables. Die besten 12, von einer renommiert besetzten Fachjury ausgewählten Finalisten werden eingeladen, zu präsentieren. Vorjahrssieger war ViewMind Inc., das sich auf das Management von neurodegenerativen Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Alzheimer spezialisiert hat. Mark Edwards, CEO und Mitbegründer von ViewMind Inc, berichtet, dass die Auswirkungen des Gewinns zwar nicht quantifiziert werden könnten, „aber ich kann sagen, dass dieser Gewinn sehr hilfreich war, um das Unternehmen und seine Produkte bekannt zu machen“. Auch dieses Start-up hat eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen, die durch den Erfolg bei der Medica unterstützt wurde. Das bereits CE-gekennzeichnete und auf dem Markt befindliche ViewMind-Produkt wurde an Tausenden von Personen in etwa 30 klinischen Studien auf vier Kontinenten validiert. Die Zulassung durch die FDA ist in Arbeit.

ViewMind richte sich in erster Linie an die pharmazeutische Industrie, aber auch an das Gesundheitswesen insgesamt, so Mark Edwards: „Wir arbeiten mit einer Reihe von Pharmaunternehmen an klinischen Studien, um ihnen ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem sie geeignete Teilnehmer finden, Kohorten präzise zusammenstellen und die Auswirkungen einer Therapie sensibel messen zu können“. Das Start-up versteht sich demnach als ein Wegbereiter für die Entwicklung von Präzisionsmedikamenten.

Start-up Park

Networking wird aber auch im Start-up-Park (Halle 12) großgeschrieben, der sich als zentraler Treffpunkt für die Gründerszene etabliert hat. Gut 40 Start-ups haben sich hier bereits in einer sehr frühen Phase für dieses Jahr angemeldet – ein neuer Top-Wert.

Mit dabei ist ein zweites Mal die Start-up-Initiative „Up To Future“ aus der Ukraine. 2022 konnte die Anmeldung erst kurz vor der Messelaufzeit erfolgen. Zu den ukrainischen Start-ups, die die Initiative promotete, zählte HandyUsound mit der Produktidee für ein portables Ultraschallsystem. Das Produkt stieß auf so große Resonanz beim Messepublikum, dass das Gründerteam in diesem Jahr noch einmal die Gelegenheit nutzen will, um weitere Geschäftskontakte zu knüpfen. Megnosis aus Korea ist ebenfalls mit von der Partie. Das Unternehmen hat EEG-Kopfhelme entwickelt, die Demenzen frühzeitig erkennen und über die Stimulierung von Hirn- und Nervenzellen lindern können sollen.

Auch Deutschland zeigt Flagge auf dem Gemeinschaftsstand. Ein Beispiel ist AssistMe mit einem smarten Sensorsystem für den Einsatz in Inkontinenzhosen. Das System dient als eine Art Flüssigkeitsindikator. Über einen am Inkontinenzhilfsmittel angebrachten Clip werden die erfassten Daten an ein Software-Cloud-System übermittelt. Auf diese Weise ist es Pflegepersonal im stationären Bereich möglich, Bewohnerinnen und Bewohner bedarfsgerechter zu versorgen, weil auf einen Blick an zentraler Stelle ermittelt werden kann, wann bei wem ein Hilfsmittelwechsel geboten erscheint.

Quelle Text: Medica

Quelle Bild: Mirjam Bauer