Orangefarbenes Licht bei der Behandlung psychiatrisch erkrankter Patienten

(August 2018) Ein neues Akutzentrum in Norwegen für psychiatrisch erkrankte Menschen testet derzeit ein einzigartiges Beleuchtungskonzept für seine Patienten. Das ungewöhnliche Bauwerk wurde so geplant und gebaut, dass der Schwerpunkt auf Beleuchtungstechnik und Lichtnutzung liegt. Somit kann neben der Behandlung der Patienten auch die positive Wirkung von Licht auf den Menschen weiter erforscht werden.

Die Patienten bleiben Tag und Nacht in dem Bereich des Krankenhauses, in dem das Licht gesteuert und sorgfältig geplant wird. Tagsüber ähnelt das künstliche Licht – also das Innenlicht – dem Tageslicht. Ab sechs Uhr am Abend geht es in ein sehr warmes, orangefarbenes Licht über. Diese Phase dauert bis 23.00 Uhr an, dann übernimmt ein auf 25 Prozent gedimmtes orangefarbenes Licht die Beleuchtung bis sechs Uhr am Morgen.

Während der orangefarbenen Beleuchtung wird im Körper mehr Melatonin (= Schlafhormon) im Blut freigesetzt. Patienten werden so ruhiger und müder.
Tagsüber variiert das weiße Licht zwischen warmen und kalten Weißtönen. Das kaltweiße Licht am Morgen unterdrückt dabei die Melatoninproduktion und erhöht gleichzeitig die Produktion von Cortisol, einem Stresshormon. So fühlen sich Patienten und Mitarbeiter tagsüber wach und energiegeladen. Der verbesserte Schlafrhythmus ist daher nicht nur das Ergebnis des therapeutischen orangen Lichts, sondern auch des künstlichen Tageslichts.

Die Schaffung dieser besonderen Lichtatmosphäre in Østmarka erforderte eine detaillierte Planung und Entwicklung für die Gebäudebereiche. Patientenzimmer, Flure, Bäder und Wohn-/Erholungsräume sind über ein gemeinsames Lichtmanagementsystem verbunden. Jeder Patient kann das Licht im Raum nach seinen Wünschen dimmen, jedoch sorgt eine spezielle Lichtsteuerung dafür, dass nur das zur Tages- und Nachtzeit passende Licht entsprechend zur Verfügung steht. Der behandelnde Arzt kann auf seinem Bildschirm den Überblick behalten und die individuelle Beleuchtung für jeden Patienten einsehen und dokumentieren.

Der Gebäudebereich für die bipolaren Patienten muss ohne natürliches Tageslicht sein. Daher sind alle Fenster mit speziellen Filtern ausgestattet. Um falsche Bedienungen sowie Beschädigungen zu vermeiden, sind alle Leuchten in Wände oder Decken eingelassen. Mehrere LED-Module sind in den jeweiligen Leuchten für die Lichtsteuerung integriert. „Um das orangefarbene Licht zu erzeugen, müssen wir verschiedene Lichtquellen aus roten, blauen und grün-weißen LEDs mischen,“ beschreibt Lars-Fredrik Forberg, Produktmanager für HCL (Human Centric Lighting) bei Glamox, dies technische Vorgehensweise.

Maßgeschneidertes Licht

Eine Herausforderung bestand bei der Entwicklung der Beleuchtung für die Gesundheitseinrichtung darin, die blauen Anteile im Licht nahezu vollständig zu entfernen. „Heute können wir etwa 99 Prozent des blauen Lichts entfernen“, kommentiert Herr Forberg. „Wir diskutierten mit den Forschern darüber, wie viel Blau im Licht überhaupt bleiben darf. Somit wurde es für uns technisch sehr anspruchsvoll.“

„Das speziell auf die Patienten zugeschnittene Licht macht das Gebäude in Østmarka einzigartig“, berichtet Lars-Fredrik Forberg. „Zugleich beeindruckte uns, welche Investitionsbereitschaft von Seiten der Verantwortlichen der Gesundheitseinrichtung gezeigt wurde. Der Krankenhausträger hat die Forschung auf diesem Gebiet kennengelernt und die Initiative zur Förderung ergriffen. Andere Gesundheitseinrichtungen haben bereits Interesse an dem besonderen Projekt bekundet und werden die Entwicklungen in Østmarka mit großem Interesse verfolgen.“

Quelle Text und Bild: Glamox GmbH