Patente in der Medizintechnik: Lebensretter und Innovationstreiber

(März 2021) Patientenüberwachungs- und Beatmungsgeräte waren vor der Pandemie meist nur Intensivmedizinern und Insidern ein Begriff. Doch das hat sich grundlegend geändert. In den vergangenen Monaten ist die Nachfrage nach den Hightech-Maschinen sprunghaft angestiegen. Technische Neuerungen und verbesserte Geräte gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung, denn die Qualität der Geräte ist entscheidend für das Überleben der Patienten.

Die Medizintechnik wächst dynamisch, die High-Tech-Branche wird auch langfristig immer wichtiger. Der Patentschutz von neuartigen Erfindungen ist dabei ein enorm wichtiger Innovationsförderungsmechanismus.

Anders als in vielen anderen Technologiebranchen spielen europäische und auch deutsche Firmen bei der Medizintechnik ganz vorne mit: Der Bundesverband der Medizintechnologie beschreibt in seinem Branchenbericht, dass sich Deutschland bei Patenten und dem Welthandelsanteil in der Medizintechnik auf Platz 2 hinter den USA befindet. Innovationen spielen in der Branche eine große Rolle. Rund ein Drittel ihres Umsatzes erzielen die deutschen Medizintechnikhersteller mit Produkten, deren Markteinführung weniger als drei Jahre zurück liegt. Die Bandbreite der medizintechnischen Produkte und Verfahren, die Leben retten und heilen helfen ist groß. Einen Innovationsschub gab es während des vergangenen Jahres nicht nur im Bereich von Impfstoffen und Schnelltests. Auch bei der Behandlung der Patienten mit Beatmungsgeräten gibt es entscheidende Neuerungen.

Schwere Verläufe einer Corona-Infektion erfordern oft lange Aufenthalte auf Intensivstationen mit einer Beatmungstherapie. Doch diese birgt auch Risiken. Die Überdruckbeatmung kann zu Schädigungen des Lungengewebes führen. Neuartige Geräte verfügen jedoch inzwischen über besonders schonende Beatmungsmechanismen und arbeiten mit niedrigerem Druck oder beziehen spezielle Technik mit ein, um eine individuell auf den Patienten abgestimmte, bestmögliche Einstellung sicherzustellen. Die Anwendung dieser neuartigen Beatmungsgeräte hat in der Praxis gezeigt, dass die negativen Auswirkungen auf das Lungengewebe deutlich reduziert werden können. Impfstoff- und Geräteentwicklungen zeigen somit, dass Pandemien wie Corona das Potenzial haben, technologischen Fortschritt in bestimmten Bereichen massiv zu beschleunigen.

Umso wichtiger ist es, diese Innovationskraft auch rechtlich gegen illegale Nachahmer abzusichern. Das Rechtssystem des gewerblichen Rechtsschutzes fördert dabei den wissenschaftlichen Fortschritt. Forschende stehen bei der Entwicklung von Neuheiten weltweit in Konkurrenz. Die Anmeldung von Patenten ermöglicht es, dass jede Erfindung nicht nur lokal oder regional, sondern auch weltweit geschützt werden kann. Denn die Forschung und Entwicklung beruht natürlicherweise auch auf einem Interesse daran, später einen wirtschaftlichen Nutzen aus der Entwicklungsarbeit zu ziehen. „Hohe Investitionen in die Forschung lohnen sich nur dann, wenn damit in der Folge auch Geld verdient werden kann“, erläutert Matthias Rößler, Mitgründer der unabhängigen Fachkanzlei für Patent- und Markenrecht karo IP. „Patente im Bereich der Medizintechnik haben Einfluss auf den medizinischen Fortschritt und sind damit unmittelbar daran beteiligt, Leben zu retten“, führt Sven Jessen aus, ebenfalls Patentrechtler von karo IP.

Die knappe allgemeine Versorgungslage in einer Pandemie, und der damit lockende Profit, kann jedoch auch zu negativen Entwicklungen führen. Das Kopieren oder Plagiieren von Geräten und technischen Hilfsmitteln erscheint lohnend. Hersteller spezieller Vorrichtungen und Verfahren können mit einem Schutz ihrer Technologie nicht nur die Mühen ihrer Entwicklungsarbeit sichern, sondern auch den Vertrieb von weniger wirksamen Kopien unterbinden. Bei Neuerungen im Bereich der Medizintechnik, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gesundheit von Menschen stehen, wirken Schutzrechte also gleich in doppeltem Sinne: Zum Schutz von Herstellern auf der einen Seite und Patienten und Verbrauchern auf der anderen Seite.

Quelle Text: karo IP Patentanwälte

Quelle Bild: Fotolia – pgottschalk