Projekt will künstliche Intelligenz in der Pflege stärken

(Februar 2022) Die Pflegebranche steht vor großen Herausforderungen. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird aufgrund des demographischen Wandels in den kommenden Jahren ansteigen, der Fachkräftemangel wird sich verschärfen. Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) können Pflegekräfte in ihrer Arbeit unterstützen.

Forschende der Universität Bremen untersuchen, wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Pflege gelingen kann. KI wird weltweit nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Pflege immer mehr eingesetzt. Wenn es zum Beispiel darum geht, Schichtdienste und Personal zu verteilen und effizient einzusetzen, kann man dies durch maschinelles Lernen unterstützen. Durch die Bild- und Signalverarbeitung können drohende oder erfolgte Stürze und Veränderungen in der Mobilität von älteren und pflegebedürftigen Menschen erkannt werden. Eine weitere Möglichkeit ist es, Entscheidungen im Pflegealltag durch Expertensysteme, die die Argumentation eines menschlichen Experten nachahmen, zu unterstützen. Beispiele wären etwa die Auswahl einer passenden Wundauflage oder einer individuell geeigneten Übung zur Bewegungsförderung.

Herausforderungen für Forschung im Pflegealltag

Die neue Technologie bietet damit viele Möglichkeiten. Allerdingst begegnen Forschende und Entwickelnde im Bereich Pflege und KI häufig der Herausforderung: Um bedarfsgerechte KI-Lösungen für die Pflege zu entwickeln, müssen sich Pflegeeinrichtungen sowie Akteurinnen und Akteuren aus der Pflegepraxis an Forschungsprojekten beteiligen und erfolgreich zusammenarbeiten. Zudem ist neben knappen personellen und finanziellen Ressourcen in der Pflege dort auch die Digitalisierung bisher oft nur in geringem Maße fortgeschritten.

Wie gelingt KI in der Pflege? Begleitstudie der Universität Bremen gestartet

„Pflegekräfte und Forschende machen die Erfahrung, dass das Aufeinandertreffen der zwei Fachdisziplinen Pflege und Informatik oft ein Balanceakt zwischen den Anforderungen des Pflegealltags und denen der Wissenschaft ist“, sagt Professorin Karin Wolf-Ostermann, Pflegewissenschaftlerin am Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen.
Ihr jetzt gestartetes wissenschaftliches Begleitprojekt soll dabei helfen, dies zu verbessern. Die Studie mit dem Titel „Prozessentwicklung und -begleitung zum KI-Einsatz in der Pflege“ (ProKIP) berät und vernetzt Forschungsprojekte, die das Ziel haben, Pflegekräfte und pflegende Angehörige zu unterstützen sowie die Selbstbestimmung und Lebensqualität pflegebedürftiger Personen zu verbessern. Sie werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ab März 2022 gefördert.

Zudem schafft das Projekt der Bremer Wissenschaftlerin Strukturen zum Wissens- und Datenaustausch zwischen den verschiedenen Forschungsprojekten zur KI in der Pflege, etwa durch eine Online-Plattform. Außerdem können die Forschenden Coaching und Beratung zu pflegewissenschaftlichen Aspekten, KI-Methoden und Projektmanagement in Anspruch nehmen. „So möchten wir vor allem auch KI-Forschungsprojekte, die erstmalig oder seit Kurzem im Feld Pflege Lösungen entwickeln dabei unterstützen, erfolgreich mit Akturinnen und Akteuren der Pflegepraxis zusammen zu arbeiten“, berichtet Professorin Karin Wolf-Ostermann. Darüber hinaus untersucht das Projekt verschiedene Fragestellungen:  beispielsweise zum pflegerischen Nutzen von KI-Lösungen oder zur Repräsentativität von Daten – etwa im Hinblick darauf, wie Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder besonderen Pflegebedarfen in den Daten abgebildet werden. Auch ethische Aspekte der KI in der Pflege werden behandelt.

Zur interdisziplinären Bearbeitung dieser Themen arbeiten das Institut für Public Health und Pflegeforschung und das Institut für Philosophie der Universität Bremen mit dem Institut für Medizinische Informatik der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der Berliner Hochschule für Technik, dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und dem Verband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft e.V. zusammen.

Quelle Text: Universität Bremen

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