Softwaredefinierte Netzwerktechnologien und Cloud-Management in der Medizin

(November 2017) Technologie durchdringt unser gesamtes Leben; die digitale Transformation macht auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt und bietet viele Chancen. Gerade hier können Schnelligkeit und Genauigkeit der Pflege über Leben oder Tod entscheiden. Deshalb müssen sich zukunftsorientierte CIOs über moderne Technologien auf dem Laufenden halten.

Zu den modernen Technologieanwendungen gehören auch neue Konzepte und Technologien, die die Netzwerkkonnektivität und das Netzwerkmanagement betreffen. Medizinische Anwendungen stellen hohe Anforderungen an die Netzwerkinfrastruktur von Einrichtungen im Gesundheitswesen. Die Netzwerke müssen mehr denn anderswo sicher, performant und zuverlässig sein – es geht schließlich um die Gesundheit. Außerdem müssen medizinische Netzwerke extrem agil sein. Die Art und Anzahl einzubindender Orte und Geräte verändert sich schnell. Gerade medizinische Pflege findet sehr verteilt statt. Netzwerkinfrastrukturen im Gesundheitswesen sind keine feste Einheit hinter vier verschlossenen Wänden. Ihre Enden sind ausgefranst und beweglich. Das Konzept des so genannten „Elastic Edge“ – dem elastischen, gummibandartigen Ende des Netzwerkes – passt auf medizinische Netzwerke besonders gut.

Moderne Technologien fürs Netzwerk ein Muss
CIOs medizinischer Einrichtungen müssen daher gut über Technologietrends informiert sein. Und sie müssen über eine umfassende Netzwerkstrategie verfügen, um die sich ständig verändernden Netzwerkanforderungen planen, implementieren, bereitstellen und verwalten zu können. An dieser Stelle möchten wir Technologien vorstellen, die in einem verteilten Gesundheitsnetzwerk berücksichtigt werden sollten. Wir berichten von Beispielen, in denen mithilfe moderner Netzwerkinfrastrukturen Patienten besser betreut werden können.

Softwaredefiniertes WAN
Herkömmliche hardware-orientierte Netzwerkinfrastrukturen sind komplex und unflexibel. Sie verhindern geschäftliche Agilität. Das Software-definierte WAN (SD-WAN) ist entstanden, um solche Beschränkungen anzugehen. Struktur und Traffic des Netzwerkes werden dabei mithilfe von häufig cloudbasierter Software dynamisch gesteuert. Die Netzwerkmanagementebene ist somit von Hardware-Infrastrukturen getrennt, sie existiert „nur“ noch virtuell, ähnlich wie wir es aus anderen IT-Bereichen, etwa aus dem Storage- oder Cloud-Computing Bereich seit vielen Jahren kennen. Mit SD-WAN können Unternehmen und Einrichtungen in der Gesundheitsbranche Netzwerkkonnektivität einfacher, schneller und flexibler bereitstellen. Unternehmen können die Vorteile der Pfadvielfalt nutzen ohne die Kosten des komplizierten Netzwerkmanagements.

Softwaredefinierte Perimeter
Mit einer wachsenden Zahl mobiler Mitarbeiter und moderner IoT-artigen Gerätschaften stehen Gesundheitsorganisationen vor komplexen Herausforderungen in puncto Networking. Herkömmliche VPNs sind oft fragil und unflexibel. Sie erfordern eine komplexe Konfiguration. Konnektivität und Ressourcen sind nicht mal eben bereitgestellt – alles andere als ideal für zukunftsorientierte Einrichtungen in der Gesundheitsbranche.

Hier haken die so genannten softwaredefinierten Perimeter (SD-P) ein. SD-P ist eine neue Art der schnellen und sicheren Verbindung von Personen und Dingen, unabhängig vom Standort, um den Zugriff auf Anwendungen und Ressourcen sicherzustellen. Mit der Active Directory-Integration können Administratoren ihr LAN ohne Änderungen auf Remote-Benutzer ausweiten. SD-P liefert einen privaten Adressraum, der für potentielle Hacker unsichtbar ist. Benutzer, Anwendungen und Geräte im Mikrosegment weisen IT-Verantwortliche in Minutenschnelle einander zu, sodass nur vorautorisierte Benutzer zum Netzwerk hinzugefügt werden und nur auf die benötigten Ressourcen zugreifen können.

Softwaredefinierte Perimeter fügen dem Netzwerk eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu. Die Komplexität herkömmlicher Netzwerke entfällt. CIOs sollten nach einer Lösung Ausschau halten, die alle Transaktionen unter Verwendung des AES 256-Bit-Standard-Verschlüsselungsalgorithmus vollständig verschlüsselt.

All-in-One-Routing-Plattformen
All-in-one Routing-Plattformen vereinen Enterprise-Routing, Multi-WAN-Unterstützung – und zwar kabelgebunden und kabellos via 4G – SD-WAN-Fähigkeiten, Sicherheitsfeatures sowie die Unterstützung privater Netzwerke und Hochleistungs-WiFi-Funktionalitäten in einem Gerät. Diese Router werden in Kombination mit cloudbasierter Software ausgeliefert, mit deren Hilfe Administratoren, egal wo sie sich befinden, verteilte Gesundheitsnetzwerke definieren, bereitstellen und verwalten – und zwar per Mausklick in einer Single-Pain-of-Glass, die alle Funktionalitäten in einer zentralen, grafischen Benutzersicht bereitstellt. Mit der All-in-One-Routing-Strategie reduzieren CIOs ihren Hardware-Stack und sie rationalisieren und vereinfachen die Verwaltung ihrer Netzwerke.

Aus der Praxis: Telemedizin
Die Telemedizin ist ein Beispiel dafür, wie Spitzentechnologie das Gesundheitswesen vorangebracht hat. Das Children’s Mercy Hospital in Kansas City, USA verwendet diese Methode, um Patienten zu helfen, die wegen ihrer Krankheit nicht in ein Krankenhaus gebracht werden können, etwa Patienten, die bettlägerig, auf einen Rollstuhl oder ein Beatmungsgerät angewiesen sind. Die Ärzte in Kansas City führen persönliche Videogespräche in Echtzeit und sie verwenden webbasierte Telemedizin-Software, inklusive Geräten wie Stethoskopen, Otoskopen und diagnostischen Untersuchungskameras. Das medizinische Personal kann somit spezialisierte Dienste wie die pädiatrische Neurologie und Rheumatologie erbringen, die sonst geografisch begrenzt wären.

Telemedizin wird auch in Fahrzeugen eingesetzt. Die University of Virginia in den USA hat ein Programm mit dem Namen iTREAT (Improving Treatment with Rapid Evaluation of Acute Stroke via Mobile Telemedicine) ins Leben gerufen. iTREAT umfasst u.a. telemedizinische Toolkits in Krankenwagen. Diese Geräte ermöglichen es, Schlaganfallopfer schon während der Fahrt im Krankenwagen neurologisch zu untersuchen und zu behandeln. Bei Schlaganfällen können Minuten bekanntlich Leben retten und Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen sowie bleibenden Behinderungen vorbeugen. Webbasierte Telemedizin-Software ist nur mit einer konstanten Netzwerkverbindung möglich. Software-definierte WANs können dabei helfen, die Konnektivität und Verwaltung eines Netzwerksystems von einer zentralen Stelle aus zu ermöglichen, Verbindungsfehler zu lokalisieren und somit Ausfallsicherheit zu gewährleisten.

Aus der Praxis: Pflegeeinrichtungen mit mehreren Standorten
Das Unternehmen Creative Solutions in Healthcare (CSNH) betreibt im amerikanischen Texas über 45 Pflegeheime. Ein nahezu ausfallsicheres Netzwerk ist für medizinische Unternehmen wie das CSNH essenziell. So werden z.B. Medikamentendosierungen, Rehabilitationsfortschritte, Patientendiäten und kritische Versorgungsstationen zentral gesteuert und überwacht. Das CSNH nutzt daher mehrere WAN-Verbindungen und erreicht 99,99% der Netzwerkbetriebszeit. Darüber hinaus können neue Standorte vom ersten Tag an mit einer Netzwerkkonnektivität wie alle anderen Standorte arbeiten. Mehrere WAN-Verbindungen sind eine unschätzbare Ressource für Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, die ihre kabelgebundene Verbindung aufrechterhalten möchten, aber auch drahtlose Failover-Lösungen implementieren müssen, um eine maximale Betriebszeit zu gewährleisten.

Fazit: Moderne Netzwerktechnologien im Gesundheitswesen machen sich bezahlt
Die technologischen Konzepte SD-WAN und SD-Perimeter, ihre praktische Umsetzung in cloudbasierter Managementsoftware und die Verpackung des Ganzen in moderner, leistungsfähiger Hardware – diese technologische Klaviatur verbessert die Performance, die Effizienz und die Zuverlässigkeit von Netzwerken. In kostengetriebenen Branchen wie dem Gesundheitswesen sind dies Argumente, die CIOs im Blick haben sollten.

Quelle Text und Bild: Sascha Kremer, Director Carrier Development bei Cradlepoint