Telehealthdienste: Zwei Drittel der Patienten in Europa sorgen sich um Datenschutz

(Dezember 2021) Eine aktuelle Studie zeigt, dass bereits 92,7 Prozent der medizinischen Einrichtungen in Europa Telemedizin-Angebote, also Angebote mit Diagnosestellung aus der Ferne, anbieten. Dabei scheint die Corona-Pandemie diesem Trend einen Schub verpasst zu haben: 44,9 Prozent führten solche Remote-Angebote seitdem ein.

Jedoch sorgen sich die Patienten um den Schutz ihrer Daten: 66,7 Prozent der befragten Telehealth-Anbieter hatten bereits den Fall, dass Patienten telemedizinische Dienste aufgrund von Sicherheitsbedenken ablehnten. Allerdings scheinen sich Patienten in der DACH-Region im Vergleich zu Patienten in anderen europäischen Ländern weitaus weniger Gedanken zu machen: Nur 15 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, einen solchen Fall erlebt zu haben.

Die weltweiten Ereignisse im Gesundheitswesen der vergangenen Jahre haben die Wahrnehmung der Branche verändert. Medizinische Organisationen haben sich an die neuen Bedingungen angepasst; heute planen 56 Prozent der Gesundheitsein-richtungen, ihre Investitionen in Lösungen für Telemedizin und virtuelle Pflegedienste zu erhöhen. Kaspersky hat Entscheidungsträger im Gesundheitswesen befragt, um herauszufinden, wie die digitale Transformation der Branche voranschreitet und welche Probleme gelöst werden müssten, um jedem Menschen den Zugang zu einer erschwinglichen, schnellen und hochwertigen Versorgung zu ermöglichen.
Laut der aktuellen Kaspersky-Studie sind 64,6 Prozent der Befragten in Europa der Meinung, dass telemedizinische Dienste in den nächsten fünf Jahren den größten Mehrwert für die Gesundheitsbranche beitragen werden; in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind es sogar 90 Prozent. Denn sie erkennen die Vorteile, die Telemedizin bietet – wie beispielsweise eine unmittelbare Erreichbarkeit, weniger Krankheitsübertragungen zwischen Patienten und medizinischem Personal sowie die Möglichkeit, mehr Menschen in einem kürzeren Zeitraum zu helfen.
Dieser positive Ansatz findet in der medizinischen Praxis Anklang. 40,5 Prozent (10 Prozent in DACH) der Telehealth-Anbieter sind der Meinung, dass die meisten ihrer Patienten aus Gründen der Bequemlichkeit eher an Fernbehandlungen als an persönlichen Sitzungen interessiert sind. Außerdem sparen moderne Technologien Zeit, Mühe und Geld und bieten die Möglichkeit, sich mit einem erfahreneren Spezialisten zu beraten.
Am häufigsten werden folgende Dienste angeboten:
. Fernüberwachung von Patienten über tragbare Geräte (46,9 Prozent)
. Synchrone Telemedizin, also die Kommunikation mit Patienten in Echtzeit, einschließlich Videoanruf oder Chat (43,8 Prozent),
. Remote Patient Monitoring (RPM), wie intelligente App-Geräte für Patienten, mit denen Organisationen den Gesundheitszustand eines Patienten aus der Ferne aufzeichnen und überwachen können (34,4 Prozent).
„Telemedizin ist der Wegbereiter für einen stärker vernetzten Ansatz im Gesundheitswesen“, resümiert Dr. Peter Zeggel, CEO des Telemedizinunternehmens arztkonsultation.de. „Wenn wir Patienten und Ärzte näher zusammenbringen, verändert das die Logik des Gesundheitswesens. Telemedizin wird die Gesundheitsversorgung verbessern, weil Zeit und Ort viel von ihrer aktuellen Relevanz verlieren. Medizinisches Personal und Patienten können von fast überall aus an Videosprechstunden teilnehmen und fortschrittliche medizinische Geräte nutzen. Dadurch werden Beratungen, Diagnosen und Behandlungen leichter zugänglich. Gleichzeitig verlagert sich der Ort der Versorgung in die Haushalte der Patienten selbst. Das ist besonders wichtig für ältere, eingeschränkt mobile und chronisch kranke Menschen oder für unterversorgte Regionen.“
Digitale Möglichkeiten vs. persönliche Bedenken
Dennoch haben 66,7 Prozent der befragten Telemedizinanbieter in Europa Fälle erlebt, in denen Patienten ein Videogespräch mit dem medizinischen Personal abgelehnt haben, wobei 31,0 Prozent angaben, dass sie diese Dienste aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre oder persönlicher Daten ablehnen. Als weitere Gründe wurden ein allgemeiner Mangel an Vertrauen in die Telemedizin allgemein (19,0 Prozent), die mangelnde Bereitschaft, auf Video zu erscheinen (28,6 Prozent) und das Fehlen der richtigen Ausrüstung hierfür (21,4 Prozent) genannt.
Es sind jedoch nicht nur Patienten in Europa, die sich Gedanken um ihre Privatsphäre machen: auch 76,2 Prozent (20 Prozent in DACH) der Gesundheitsdienstleister geben an, dass die Kliniken in ihrer Organisation Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes der Patienten bei Fernsitzungen äußern, und nur 30,2 Prozent der Befragten sind sehr zuversichtlich, dass ihre Organisation über die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen verfügen.
„Die Sicherheit und das Vertrauen in Telemedizin ist sowohl für Anbieter als auch Nutzer ein Thema“, resümiert Christian Milde, General Manager Central Europe bei Kaspersky. „Der Schutz sensibler Patientendaten muss für jede Organisation oberste Priorität haben, damit Patientendaten wirklich sicher sind und sich die Patienten dementsprechend auch sicher fühlen. Das Gesundheitswesen verfügt über eine Vielzahl an komplexen Prozessen und Anwendungen, die nahtlos ineinandergreifen müssen. Jede Integration von Drittanbietern birgt dabei grundsätzlich ein Cybersicherheitsrisiko. Anbieter entsprechender Dienste sollten daher geeignete Sicherheitsmaßnahmen implementieren, ihr Personal, das diese verwendet, umfassend schulen und auch die Patienten umfassend über die Technik informieren. Denn nur so können die Vorteile, die diese Technologie bringt, genutzt werden.“
Empfehlungen für einen sicheren Umgang mit Telehealth-Diensten
Regelmäßig Sicherheitsschulungen für alle Mitarbeiter durchführen, die Zugang zu persönlichen Daten von Patienten haben. Diese Schulungen sollten die wichtigsten Praktiken abdecken, wie die korrekte Verwendung von Passwörtern, E-Mail-Sicherheit, privates Messaging und sicheres Surfen im Internet.
Sicherheitslösungen implementieren, die Kontrolle über die komplexe IT-Infrastruktur geben und alle Geräte im Netzwerk schützen.
Bei medizinischen Geräten handelt es sich um Embedded Systems, die einen dedizierten Schutz wie Kaspersky Embedded Systems Security benötigen. Denn sie haben in der Regel eine geringe Betriebskapazität und können nur eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllen.
Eine Firewall einsetzen, die als Barriere gegen externe Bedrohungen dient. Damit werden Webserver vor verschiedenen Arten von Malware, darunter Viren, Ransomware und Trojaner geschützt.
Cloud-Software und -Aktivitäten über spezielle Sicherheits-Tools oder -Services schützen. Eine zentrale Sicherheitslösung wie die Endpoint Security Cloud deckt den kompletten IT-Sicherheitsbedarf mittelständischer Unternehmen ab.
Unterstützung durch externe Sicherheitsexperten suchen und Threat Intelligence wie ein externes Cyber Security Operations Center (SOC) nutzen. Solche Managed Detection and Response-Services sind nicht nur für Großunternehmen interessant, sondern auch für den Mittelstand.
Quelle Text und Bild: Kaspersky