Tumortherapiefelder – Therapien gegen den Hirntumor

(Januar 2019) In der traditionellen Behandlung des Glioblastoms, einer Tumorerkrankung, die derzeit nicht heilbar ist, wurde in den letzten Jahren intensiv geforscht. Nur wenige der zahlreichen klinischen Studien führten zu einer nachweislichen Verbesserung der Patientensituation und somit zu einer neu zugelassenen Therapieform.

In den letzten zehn Jahren stellen sogenannte Tumortherapiefelder (TT Fields) – elektrische Wechselfelder niedriger Intensität (1-3 V/cm) und intermediärer Frequenz (100 bis 300 kHz) – in Kombination mit dem Chemotherapeutikum Temozolomid die erste Therapie dar, die signifikante Fortschritte in der Verlängerung des Überlebens von Betroffenen erzielt hat. Die Behandlung gilt zunehmend als vierte, etablierte Therapie zusätzlich zu Operation, Strahlen- und Chemotherapie. In den Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) in den USA werden mittlerweile alle vier Behandlungsarten als Kategorie-1-Therapie empfohlen.

Um die elektrischen Felder zu erzeugen, tragen die Erkrankten ein batteriebetriebenes Gerät in einer Tasche mit sich. Mittels sogenannter Transducer Arrays wird das elektrische Feld direkt an den Tumor im Gehirn abgegeben. Bei den Transducer Arrays handelt es sich um hochentwickelte Keramik-Gelpads die mit speziellen Temperatursensoren ausgestattet sind. Die von Novocure, einem globalen medizintechnischen Onkologieunternehmen, entwickelte Therapie wirkt unter anderem auf den Spindelapparat der Tumorzellen. Dieser ist für die Zellteilung und für die gleichmäßige Verteilung des Erbgutes auf beide Tochterzellen verantwortlich. Die Tumortherapiefelder stören die Ausbildung des Spindelapparates in den Tumorzellen; dies kann in den Tochterzellen unter anderem zu ungleichmäßigen Chromosomenzahlen, Zellteilungsstillstand oder dem Zelltod führen.

In einer hochrangig publizierten, randomisierten klinischen Phase-3-Studie zeigte sich, dass die Kombination aus Tumortherapiefeldern und dem Chemotherapeutikum Temozolomid das Überleben von neu diagnostizierten Glioblastom-Erkrankten verlängert. Abgesehen von möglichen Hautirritationen unter den Transducer Arrays, die sich für gewöhnlich gut behandeln lassen, führte die Kombinationstherapie zu keiner signifikanten Zunahme von Nebenwirkungen, verglichen mit der alleinigen Chemotherapie.

Weltweit wurden schon mehr als 9.000 Patientinnen und Patienten mit Tumortherapiefeldern behandelt. In Deutschland sind über 150 Kliniken zertifiziert, diese Therapieform zu verschreiben. Sie ist unter dem Handelsnamen Optune® bekannt. In der Zukunft sollen Tumortherapiefelder nicht nur beim Glioblastom eingesetzt werden, sondern auch bei anderen Tumorarten. Aktuell wird die Wirksamkeit von TT Fields in Phase-II- oder Phase-III-Studien beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom, Mesotheliom,, Ovarialkarzinom, hepatozellulärem Karzinom, Pankreaskarzinom und bei Hirnmetastasen des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms untersucht. Bisher veröffentlichte Daten sind vielversprechend.

Quelle Text und Bild: Novocure GmbH