Vereinheitlichung von Behandlungspfaden für eine bessere Versorgung

(Oktober 2019) Sie bringen Risiken für Diagnose, Genesung und Langzeitversorgung mit sich: die Lücken in der Kommunikation unter den Behandlern stellt Leistungserbringer vor Herausforderungen. Im Interview spricht Dr. Denise Basow darüber, wie Krankenhäuser die Durchgängigkeit der Kommunikation und somit bessere Outcomes für Patienten ermöglichen können.

Welchen Schwierigkeiten bei der Sicherstellung der Versorgungsqualität sehen sich Krankenhäuser gegenüber?

Die Herausforderungen im Gesundheitswesen sind hier weltweit sehr ähnlich: Die alternde Bevölkerung und die Zunahme bei chronischen Erkrankungen verstärken die Nachfrage bei der Versorgung und treiben die Kosten in die Höhe. Neue Angebote von Medizintechnik und Pharma bringen Vorteile bei der Behandlung, führen aber ebenfalls zu Kostensteigerungen.

Außerdem ist die Medizin komplexer geworden. Vor rund 20 Jahren musste ich frustriert beobachten, wie einerseits das Wissensangebot sehr groß, andererseits die Zugänge zu diesem Wissen suboptimal waren. Heute nimmt medizinisches Wissen explosionsartig zu. Insgesamt ist es daher auch hierzulande immer schwieriger geworden, medizinische Leistungen unter Einhaltung von Kriterien der Qualität und Wirtschaftlichkeit anzubieten.

Wie können Leistungserbringer diese Herausforderungen meistern?

Unsere Zielsetzung bei Wolters Kluwer entspricht den Rahmenvorgaben der “Drei Ziele” (‘Triple Aim’, Institute for Healthcare Improvement): Wir sind bestrebt, die Qualität der Versorgung zu erhöhen, die Kosten zu senken und die Patientenzufriedenheit zu verbessern. Unter dieser Vorgabe bieten wir unsere Werkzeuge für die Unterstützung der klinischen Entscheidung an, die es Leistungserbringern ermöglichen, bessere, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen.

Zum Erreichen dieser Ziele dient ferner die Integration unserer Werkzeuge in die klinischen Arbeitsabläufe. So unterstützen wir beispielsweise die Reduzierung von Behandlungsfehlern in der Medikation und der Diagnostik. Patienten spielen hierbei eine sehr wichtige Rolle; wir arbeiten an Tools, die Patienten ein stärkeres Engagement und die Selbstverantwortung für ihre Gesundheit möglich machen.

Eine maßgebende Komponente unserer Lösung ist die Vereinheitlichung der Behandlung über das gesamte Versorgungssystem. Die Leistungserbringung ist heute äußerst fragmentiert: Wenn Ärzte, Pflegende, Pharmazeuten, Patienten und alle anderen Beteiligten ihre Entscheidungen auf Grundlage unterschiedlichster Informationen treffen, so lässt sich einfach keine Versorgung von hoher Qualität oder Effektivität verwirklichen.

Unser Ziel ist es, Behandlungsteams auf eine Linie zu bekommen, sie beim Treffen guter Entscheidungen zu unterstützen und ihnen die Möglichkeiten an die Hand zu geben, ihre Kultur zu verändern.

Wie soll sich vereinheitlichte Behandlung in der Praxis darstellen?

Betrachten wir einen Beispielfall: Ein Patient kommt mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus. Bei der Aufnahme erstellt der Arzt einige Anforderungen an verschiedene Abteilungen – als Momentaufnahme.

Stellen sie sich nun die Entscheidungen vor, die ab diesem Zeitpunkt getroffen werden: Wie werden die Medikamente verabreicht; wie oft sehen die Pflegenden nach dem Patienten; was ist zu tun, wenn etwas schiefläuft usw. – all dies bis zur Entlassung. Sind alle Beteiligten auf einer Linie?

Und sobald der Patient entlassen wird – wie können wir sichergehen, dass er seine Medikation versteht und die Vorgaben einhält?

Wenn nicht alle Entscheidungen auf eine Linie gebracht werden, entstehen Konflikte. Sie führen zu Ineffizienz oder Mangel an Entscheidungsunsicherheit. Dinge, die unbedeutend erscheinen, können zu einer Reihe von Problemen führen – und zur Wiederaufnahme des Patienten im weiteren Verlauf, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.

Wir möchten Informationen zur Verfügung stellen, die es nicht nur den Ärzten erlauben, gute Entscheidungen zu treffen, sondern auch gewährleisten, dass die Pflegenden, Pharmazeuten und Patienten auf Basis dieser Entscheidungen auf einer Linie sind. Wir können zwar nicht verhindern, dass der Patient einen Infarkt erleidet, aber wir können sicherstellen, dass auf dem Pfad der Behandlung alle Entscheidungen evidenzbasiert sind. Diese Informationen sind ferner die Grundlage für das weitere Handeln des Patienten und unterstützen eine bestmögliche Genesung.

Sie erwähnten Werkzeuge der klinischen Entscheidungsfindung, die sich in bestehende Abläufe integrieren. Wie funktioniert das?

Die Lösung UpToDate bietet seit über 25 Jahren eine vertrauenswürdige Plattform für Mediziner, die Antworten auf eine klinische Fragestellung suchen. Kliniker stoßen in ihrem Behandlungsalltag auf sehr viele medizinische Fragen; das Ziel unserer Lösung ist es, hierauf Antworten zu liefern.

Heutzutage fokussieren wir verstärkt die tiefere Integration in den Workflow der Kliniker. So erleichtern wir es ihnen, Inhalte genau dann zu erhalten, wenn sie sie benötigen. Wir haben herausgefunden, dass dank dieser Integration in den Workflow die Nutzungsrate nach oben geht; und laut den Daten bedeutet dies wiederum real bessere Outcomes für die Patienten.

Quelle Text und Bild: UpToDate