Warum sich Nachhaltigkeit für Krankenhäuser lohnt

(April 2023) Krankenhäuser stehen von intern und extern unter Druck: Fachkräfte sind rar, Strukturvoraussetzungen sind zu erfüllen, die Kosten steigen, Ambulantisierung und Digitalisierung schreiten voran, der Markt konsolidiert sich weiter. Dazu kommen unsichere Zukunftsperspektiven durch die geplante Krankenhausreform. Wie können Maßnahmen mit dem Fokus Nachhaltigkeit parallel angegangen und finanziert werden?

Der Klimawandel schreitet voran. Der Weltklimarat mahnt, deutlich stärkere Gegenmaßnahmen zu unternehmen. Denn gravierende Folgen für die menschliche Gesundheit, Extremwetter-Erscheinungen etc. nehmen weltweit zu und belasten Menschen physisch sowie psychisch. Indirekte gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels sind Allergien und Infektionskrankheiten durch veränderte Ökosysteme. Deshalb muss sich gerade auch der Gesundheitssektor, der als wesentlicher CO₂ Emittent, zum Beispiel durch Energieverbrauch, Transporte und Narkosegase, zu dieser Krise beiträgt, verändern.
Gleichzeitig tritt ab 2025 die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ein, die auch Kliniken verpflichtet, ihre Emissionen und Gegenmaßnahmen zu reporten. Nachhaltiges Handeln wird damit zur zwingenden Notwendigkeit, auch für Krankenhäuser. Warum sich Nachhaltigkeit auch für Krankenhäuser lohnt, beleuchtet ein Impulspapier von PwC Deutschland.

Die globale Gesundheitswirtschaft trägt mit 4,4 Prozent zu den weltweiten Emissionen bei. Die deutsche Gesundheitswirtschaft verantwortet 5,2 Prozent der nationalen Emissionen, verursacht bspw. durch Energieverbrauch, Transporte und Narkosegase. Der Ratgeber zeigt auf, wie politische und gesellschaftliche Entwicklungen die Thematik weltweit vorantreiben, angefangen von der Tatsache, dass 82 Prozent der weltweit Investierenden ESG als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie erwarten, bis hin zum EU-Lieferkettengesetz und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Anhand detaillierter Erhebungen stellen die Expert:innen dar, welche Bereiche den größten Anteil an den Treibhausgasemissionen eines Krankenhauses ausmachen.

Strategisch anhand ESG-Schlüsselthemen ausrichten, Gesundheitskrise verhindern

Kernstück sind explizit für Krankenhäuser zusammengestellte ESG-Maßnahmen und deren Nutzen. Dazu gehören kurz- und mittelfristige Kostensenkungen, bspw. zur Reduktion von Sonderabfällen. Im Hinblick auf steigende Energiepreise kann sich zudem eine autarke Energieversorgung lohnen. Auch die Versorgungssicherheit ist elementar, wie die pandemiebedingten Lieferkettenengpässe zeigten.

Ein weiteres Schlüsselthema ist der sich gerade auch im Gesundheitswesen zuspitzende Fachkräftemangel. Krankenhäuser, die sich nachhaltig und umweltbewusst positionieren, sind für viele Arbeitnehmende attraktiver und sichern sich somit einen Vorsprung auf dem Arbeitsmarkt.

Durch Klimakrise, Biodiversitätsverlust und globale Umweltschäden steuert unsere Gesellschaft auf eine Gesundheitskrise zu. Ein Drittel aller weltweiten Hitzetode ist bereits auf den Klimawandel zurückzuführen, in Europa verursacht Feinstaub rund 800.000 Todesfälle pro Jahr. Verschiedene Erkrankungen tauchen aufgrund der klimatischen Veränderungen bereits häufiger auf. All dies stellt die Krankenhäuser schon jetzt und in den kommenden Jahren verstärkt vor anspruchsvolle Aufgaben.

Berichterstattung, Gütesiegel und Thinktank für planetare Gesundheit

Ein Kapitel dient der Vorstellung von Initiativen und Praxisbeispielen in Deutschland. Thematisiert werden unter anderem das vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ins Leben gerufene Projekt KLIK green und das ebenfalls vom BUND verliehene Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“, außerdem Recycling- und Ressourcen-Initiativen in Kliniken, regenerative Energiesysteme und klimaschonende Narkosegase. Auch “KLUG”, die Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit e.V., mit ihrem „Thinktank“ für planetare Gesundheit wird vorgestellt.

ESG-Beispiele aus Krankenhäusern sind das Recycling von Plastik und OP-Besteck, klimaschonende Anästhesiegase, regenerative Energiesysteme sowie der Umgang mit Lebensmittelverschwendung.

Das aktuelle Thema der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), welche im Januar 2023 in Kraft getreten ist, und die damit einhergehenden verschärften Anforderungen für Unternehmen im Gesundheitswesen werden ebenfalls behandelt.

Zehn konkrete ESG-Handlungsfelder erleichtern Krankenhäusern den Start 

Ein Kurzkapitel stellt einen systematischen Ansatz vor, mit dem die Krankenhausführung auf Nachhaltigkeit geprüft und langfristig ESG-konform ausgerichtet werden kann. Dazu benennt das Dokument zehn konkrete Handlungsfelder, mit denen Kliniken die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit aktiv vorantreiben können.

Neben der Verankerung auf Führungsebene und der Einbindung von Mitarbeitenden, regen die PwC-Expert:innen unter anderem an, Beschaffungsprozesse zu überdenken und die Messbarkeit der Maßnahmen sicherzustellen. Da Investor:innen zunehmend die Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Blick nehmen, sind auch kleinere Krankenhäuser gefragt, entsprechende Informationen zu veröffentlichen und transparent zu kommunizieren. 

Die zahlreichen Beispiele sollen dazu inspirieren, eigene Strategien, Projekte und Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit zu entwickeln. Das Impulspapier „Warum sich Nachhaltigkeit auch für Krankenhäuser lohnt“ steht als Download zur Verfügung.

Quelle Text: PwC

Quelle Bild: Mirjam Bauer