Wie ein Medizintechnik-Hersteller in der COVID-19-Pandemie mit der sprunghaft gestiegenen Nachfrage umgeht

Quelle MBauer(Mai 2020) Die COVID-19-Pandemie stellt Medizintechnik-Hersteller weltweit vor große Herausforderungen: Lieferketten müssen aufrechterhalten und gleichzeitig die Produktionskapazitäten in vielen Bereichen erhöht werden. Dabei gilt es, die Gesundheit von Mitarbeitern und Zulieferern nicht zu gefährden. Wie Unternehmen im MedTech-Sektor mit dieser Belastung umgehen, zeigt beispielhaft ein Hersteller von Aerosol-Verneblungstechnologie aus dem irischen Galway.

Angesichts der vielen Menschen, die wegen einer Covid-19-Infektion behandlungsbedürftig sind oder werden, erwarten die Experten von Aerogen, einem Anbieter von Produkten zur Medikamentenapplikation in Aerosolform, eine stark steigende Nachfrage in diesem Bereich. Bereits vor der aktuellen Corona-Pandemie hat das Unternehmen Krankenhäuser und Kliniken in mehr als 75 Ländern mit seinen wegweisenden Produkten beliefert und somit bislang etwa 10 Millionen Patienten geholfen. John Power, CEO von Aerogen, geht davon aus, dass das Unternehmen dieses Jahr bis zu vier Millionen Einheiten liefern wird – doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Die Experten untersuchen derzeit zudem, wie man durch die Anpassung von nicht invasiven Beatmungssystemen auf den derzeit weltweit vorherrschenden Mangel an Beatmungsgeräten reagieren könnte.

Weltweite Nachfrage wächst rapide

Die von Aerogen entwickelte Technologie kann als unabhängige Einheit verwendet oder in bestehende Beatmungsgeräte integriert werden. Als geschlossenes Kreislaufsystem bietet sie eine effiziente und wirkungsvolle Möglichkeit, um Patienten Medikamente zu verabreichen. Dabei muss der Beatmungskreislauf für die Verabreichung von Medikamenten nicht unterbrochen werden.  Dadurch verringert sich das Risiko einer Übertragung von Infektion, wie etwa dem Coronavirus, von Patienten auf das medizinische Fachpersonal.

Bereits zu Beginn dieses Jahres spürte Aerogen eine erhöhte Nachfrage nach seinen Produkten – zunächst aus China, von wo die Pandemie ihren Ursprung nahm. „Später kamen immer mehr Anfragen aus der ganzen Welt hinzu“, berichtet Power. „In den vergangenen Wochen erhielten wir große Aufträge aus Italien, Deutschland, Spanien und Großbritannien. Auch die Nachfrage aus den USA ist zuletzt in die Höhe geschnellt.“

Faire und ausgewogene Verteilung

Power und sein Team bemühen sich die noch nie zuvor dagewesene Nachfrage zu erfüllen. „Als weltweit tätiges Unternehmen müssen wir der Nachfrage aus der ganzen Welt gleichmäßig nachkommen“, sagt Power. „Wir bitten Kunden und Händler daher direkt mit den Krankenhäusern vor Ort abzuklären, ob der angegebene Bedarf realistisch ist und dem entspricht, was aktuell benötigt wird, oder ob die Bestellung schrittweise und über mehrere Wochen verteilt geliefert werden kann. Wir versuchen, unsere Systeme gleichmäßig auf alle Händler und OEM-Partner zu verteilen.“

Reibungslose Versorgungsketten sichern

Aerogen steht aktuell vor einer organisatorischen und logistischen Herausforderung, die bis dato beispiellos ist. In kürzester Zeit müssen Kapazitäten hochgefahren werden, um der aktuell hohen Nachfrage gerecht zu werden. Dafür werden die Produktionskapazitäten aktuell um 50 Prozent gesteigert. Darüber hinaus wurde Personal umgeschichtet und zusätzliche Schichten und Produktionslinien eingeführt.

Auch die Zulieferer von Aerogen werden in die Pflicht genommen und darum gebeten, der Produktion von Komponenten, die für die Herstellung der Aerosol-Vernebler notwendig sind, Vorrang einzuräumen und so eine Fertigung rund um die Uhr zu ermöglichen.

Weitere Lösungen zur Eindämmung von COVID-19

Darüber hinaus arbeitet Aerogen gemeinsam mit Krankenhäusern und akademischen Partnern daran, nicht invasive Beatmungsprodukte wie Gesichtsmasken und Nasenbrillen so anzupassen, dass die Gefahr einer Kontaminierung der Umgebungsluft durch das Coronavirus gesenkt und die nötige Sicherheit für eine COVID-19-Behandlung für Krankenhauspersonal und Patienten gewährleistet ist. Dies würde zudem sicherstellen, dass Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen wie schweres Asthma oder COPD ihre Medikamente weiterhin in Aerosolform verabreicht bekommen könnten, wie sie es gewohnt sind.

Quelle Text: Aerogen

Quelle Bild: Mirjam Bauer