Zehn-Punkte-Paper: So werden Kinder als Besuchende auf Intensivstationen besser einbezogen

(November 2022) Wer darf auf der Intensivstationen oder in der Notaufnahme Angehörige besuchen? Ist das zu viel für ein Kind? Hierüber wird kontrovers diskutiert. Typische Kontra-Argumente sind, dass Kinder durch belastende Eindrücke traumatisiert werden könnten oder Infektionsgefahr besteht.

Es gibt aber auch viele Hinweise darauf, dass ein Besuch unter bestimmten Bedingungen gesundheitsförderlich sein kann – für alle Beteiligten! Ein 33-köpfiges interdisziplinäres Experten-Team aus Österreich, Deutschland und der Schweiz hat innerhalb der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) einen Leitfaden als Hilfestellung rund um dieses Thema veröffentlicht – die in zehn Punkte gegliederte Empfehlung „Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen, pädiatrischen Intensivstationen und in Notaufnahmen“.

Die aufgeführten 10 Empfehlungen thematisieren alle dafür relevanten Punkte: Von der genauen Planung eines Kinderbesuches im interprofessionellen Team und die Stärkung elterlicher Kompetenzen bis hin zur Aufbereitung von kindgerechten Informationen und psychosozialer Unterstützung sowie Einbindung von Qualitäts- und Risikomanagement und einer Dokumentation von Kinderbesuchen.

  • Empfehlung 1: Den Besuch von Kindern im interprofessionellen Team planen
  • Empfehlung 2: Elterliche Kompetenzen stärken
  • Empfehlung 3: Kindgerechte Information sicherstellen
  • Empfehlung 4: Den Besuch von Kindern vorbereiten, begleiten und nachbereiten
  • Empfehlung 5: Psychosoziale Unterstützung anbieten
  • Empfehlung 6: In palliativen Situationen besonders begleiten
  • Empfehlung 7: In Notfallsituationen eine kindgerechte Begleitung ermöglichen
  • Empfehlung 8: Führung – den richtigen Rahmen für Kinderbesuche schaffen
  • Empfehlung 9: Qualitäts- und Risikomanagement einbinden
  • Empfehlung 10: Den Kinderbesuch und Angehörigengespräche dokumentieren

Die Empfehlungen wurden von der Arbeitsgruppe „ICU Kids“ unter der Leitung von Maria Brauchle, Dr. Teresa Deffner und Dr. Peter Nydahl in Kooperation mit den DIVI-Sektionen psychologische Versorgungsstrukturen, Pflegeforschung und Pflegequalität, Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin, Ethik, Bewusstseinsstörungen und Koma, Sepsis und Infektiologie entwickelt. Nach intensiver Vorarbeit der drei federführenden Autoren hat dann das interdisziplinäre Gremium das vergangene halbe Jahr ungezählte Arbeitsstunden investiert, um fachlich jeden Winkel zu beleuchten.
So haben sich neben der DIVI die Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGiNA), die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), die deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie sowie die AETAS Kinderstiftung eingebracht. „Die Entstehung der Empfehlungen war eine wunderbare Teamarbeit, geprägt durch unglaubliche Disziplin und Wertschätzung einem jeden gegenüber“, berichtet Brauchle. Persönliche, ja teilweise sehr persönliche Erfahrungen und Erlebnisse wie auch natürlich alle professionellen Blickwinkel konnten daher umfassend diskutiert werden und letztendlich in die Empfehlungen einfließen.
Und gleich zwei Versionen hat das Team veröffentlicht: Eine Gesamtversion und eine Kurzfassung – damit die wichtigsten Empfehlungen auch auf einen Blick zu erfassen sind.

Quelle Text: DIVI

Quelle Bild: Mirjam Bauer